Mario Weier aus Nochten


Veröffentlicht am: 26.03.2025  Aufgenommen am: 19.03.2025
Dauer: 1h 15min


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Episodenbild

Worum gehts?

In dieser Episode von â€™s menschelt ist Romy in Nochten und spricht mit Mario Weier über das Leben in dem kleinen, aber engagierten Ort.

Mario, Bauunternehmer und leidenschaftlicher Nochtener, gibt spannende Einblicke in die Besonderheiten des Dorfes und die Herausforderungen, die große Projekte wie der Tagebau und der Truppenübungsplatz mit sich bringen.

Sie sprechen darüber, wie diese das tägliche Leben und die Landschaft prägen – und wie die Dorfgemeinschaft damit umgeht. Mario erzählt von den vielen Projekten, die das Leben in Nochten bereichern, darunter die Swjela-Scheune als Kulturzentrum und die Kegelbahn.

Er erklärt, wie diese durch Tagebaugelder finanziert wurden und warum es so wichtig ist, sich langfristig um den Erhalt solcher Orte zu kümmern. Auch die Frage, wie der öffentliche Nahverkehr verbessert und der dörfliche Charakter trotz der Nähe zu großen Industrieanlagen bewahrt werden kann, kommt zur Sprache.

Ein zentrales Thema des Gesprächs ist die Bedeutung von Kommunikation und Engagement – sei es im Ehrenamt oder im Alltag. Mario macht deutlich, dass es darauf ankommt, sich aktiv einzubringen und realistisch an langfristige Projekte heranzugehen. Geduld und Tatkraft sind gefragt, um das Beste für Nochten zu erreichen.

Bildquellen:
Kirche Nochten: By Frank Vincentz – Own work, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=8678768
Nochten Gedenkstein zur Teilabbaggerung: By Nightflyer – Own work, CC BY 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=42701111


SPRECHER IN DIESER FOLGE

Romy

Mario





Kapitelbilder

Zu dieser Episode von „'s menschelt“ gibt es ein vollständiges Transkript mit Zeitmarken und Sprecherzuordnung.

Bitte beachten: das Transkript wurde automatisiert erzeugt. Bei den Hauptfolgen werden wir so gut wie möglich versuchen, das Transkript nachzubearbeiten. Es kann aber auch immer sein, dass wir dafür keine Zeit hatten. Der automatisierte Prozess ist nicht sonderlich genau und das Ergebnis enthält daher mit Sicherheit eine Reihe von Fehlern. Im Zweifel gilt immer das in der Sendung aufgezeichnete gesprochene Wort.

Transkription der Episode anzeigen
Romy 0:00:07

Dann probieren wir unser Glück.

Mario 0:00:08

Und irgendwie darüber hinaus vergisst, dass die Leute alle in ihrer Freizeit

da sitzen. Wenn da mein Kind eintritt, dann muss ich mir halt überlegen,

ob ich da nicht so alt bin.

Du sitzt dann eben da und hörst dir das an und denkst dann, naja, gut.

Mir ist wichtig, dass die Leute einfach sagen, was in unseren Nägeln brennt.

Weil ich bin nicht allwissend und ich kann das auch nicht erraten,

wenn irgendjemand was nicht schmeckt oder was nicht gefällt.

Ich muss das sagen. Das sind halt Zeitabfolgen, die bin ich halt ganz einfach

gewohnt. Also schneller geht's halt nicht.

Romy 0:00:42

Wir sind heute unterwegs in dem schönen Ortsteil Nochten mit Mario Weier. Herzlich willkommen.

Mario 0:00:50

Tag schön.

Romy 0:00:51

Tag schön. Ja, wo geht man lang?

Mario 0:00:56

Einmal außen ums Dorf.

Romy 0:00:58

Einmal außen ums Dorf.

Mario 0:01:00

Anderen Weg kann man nicht mehr. Geht nur einmal ringsrum. Nochten ist eine Sackgasse.

Romy 0:01:06

Aber ihr habt doch viele kleine Wege so zwischendurch und eine große Straße einmal durch.

Mario 0:01:12

Ja, aber dann hört es auf. Wir sind ringsrum eingespannt von Truppenübungsplatz,

Tagebau, Kraftwerk und dann war es das.

Romy 0:01:22

Das klingt so ein bisschen wehmütig.

Mario 0:01:24

Ja, ist es ja auch. Früher, wo ich Kind war, waren gerade hier die Bereiche,

wo wir jetzt hinterlaufen, wo das neue Solarfeld entstanden ist.

Ja, das war ja alles Felder und Wälder.

Und wir konnten es als Kinder noch nutzen und genießen. Jetzt ist es alles aufgeforstet

und gleichzeitig Sperrgebiet.

Romy 0:01:46

Das heißt, die Kinder in Nochten können nicht in den Wald gehen,

obwohl er greifbar an A ist?

Mario 0:01:50

Genau, das heißt es. Und das ist es auch so.

Also, wenn wir den hinteren Teil dann in Richtung B156 laufen,

da ist Sperrgebiet der Bundeswehr.

Und da ist das Betreten eigentlich verboten.

Der Weg ist frei, aber viel weiter kommt man nicht.

Romy 0:02:11

Aber wenn es so schlechte Lebensbedingungen in Nochten gibt,

warum ziehen hier ständig neue Familien her?

Mario 0:02:16

Weil Nochten ja sonst grundsätzlich schön ist.

Romy 0:02:19

Dann lass doch mal hören.

Mario 0:02:25

Nochten ist schön. Nochten ist eine starke Gemeinschaft. Jeder kennt jeden,

ähnlich wie es in anderen Bereichen ist.

Aber wir haben eben auch unsere Einschränkungen hier.

Wir haben das Kraftwerk vor der Nase, was gerade im Frühjahr und im Herbst die Sonne wegnimmt.

Wenn du nach Hause kommst am Nachmittag, dann sind die Wolken vor der Sonne.

Da hast du schon Einschränkungen teilweise, gerade wenn so ein langer Winter hinter dir ist.

Du hast den Lärm, gerade auch in den Wintermonaten vom Kraftwerk,

wenn die Blätter runtergefallen sind von den Bäumen und du das dann doch noch

extremer hörst. Wir haben die Kohlebandanlage hier.

Ja, aber dafür ist der Rest umso besser.

Romy 0:03:16

Der Rest, beschreib mal diesen schönen Rest.

Mario 0:03:20

Wo soll ich anfangen? Wir haben den Findlingspark. Wir haben ein sehr aktives

Dorfleben bei uns mit vielen Angeboten.

Also jeder, der in Nochten was machen möchte, findet auch dort Anschluss.

Wir haben viele engagierte Bürger, die gemeinsam auf Sachen stemmen, unternehmen.

Ob das der Umbau der Kegelbahn damals gewesen ist, ob das jetzt unser Zukunftsprojekt,

die Sanierung des Dorfkrucks ist, wo viele Leute mit anfassen und mit beim Ausräumen helfen.

Ja, und das macht es hier lebenswert.

Romy 0:03:59

Wie kriegt ihr das denn hin, dass die Leute sich aktiv beteiligen?

Klingelst du an jeder Tür und sagst, los jetzt raus?

Oder ist es gewachsen? Wie kann man sich das vorstellen?

Mario 0:04:10

Wir haben Ideen, was wir umsetzen möchten. Und wir setzen es letztendlich um.

Und das hält die Leute bei Laune. Weil die sehen, das ist nicht nur Gequatsche,

sondern am Ende kommt dort was raus.

Und ich glaube, das ist eines der Ziele.

Egal, ob das jetzt, wie gesagt, Kegelbahn war, ob das bei uns die Å wjela-Scheune

ist, die wir ja auch umgesetzt haben.

Das sind alles so Projekte, die wir uns vorgenommen haben, wo am Ende auch ein Ergebnis steht.

Und ich glaube, das hält die Leute dann auch bei der Stange,

weil die dann einfach sagen, ja klar, machen wir.

Und fassen mit an. Und da ist nicht nur heiße Luft, sondern am Ende wird es auch gemacht.

Romy 0:04:51

Ja, aber wie kommt ihr denn von der Idee zur tatsächlichen Umsetzung?

Weil ihr seid ja nicht so viele Menschen in Nochten.

Mario 0:04:57

240. 140.

Romy 0:04:59

Mit einem relativ hohen Altersdurchschnitt?

Mario 0:05:03

Nein, das kann ich jetzt gar nicht so genau sagen. Also wir hätten auch in den

letzten Jahren immer wieder Zuzug gehabt. Wir haben auch junge Familien, die hier leben.

Kann man schlicht sagen. Wir haben auch viele Kinder. Aber wie sich das jetzt

genau aufteilt, kann ich aktuell gar nicht so einschätzen.

Romy 0:05:18

Aber wie motivierst du die Leute? Unabhängig davon, dass sie sehen,

dass am Ende was dabei rauskommt, muss es ja trotzdem jemand machen.

Mario 0:05:25

Ich weiß nicht, funktioniert einfach.

Romy 0:05:26

Ja, super. Also es gibt keine Blaupause.

Mario 0:05:30

Nein, man geht mit dem notwendigen Respekt miteinander um.

Und jeder ist dankbar für die Hilfe. Und es gibt sehr viele, die gern helfen.

Herbstputz ist bei uns immer so ein bisschen das beste Beispiel dafür.

Weil wir machen dann am Friedhof, an der Kirche, am Sportplatz,

wenn es notwendig ist, am Biotop in Nochten einen großen Herbsteinsatz.

Und ja, wir sind immer um die 60 Leute aus jeder Familie, sind Leute vertreten,

die da mal zwei Stunden mit anfassen, um das Dorf wieder von Laub zu befreien.

Und die haben, ja, dann gibt es ein warmes Mittagessen, bisschen gemütlich zusammensitzen

und das funktioniert einfach.

Und ich glaube, dadurch, dass die Leute hier immer wieder Möglichkeiten haben,

zusammenzukommen und sich auszutauschen, klappt das halt.

Romy 0:06:28

Und wie finanziert ihr das Ganze?

Mario 0:06:32

Ja, wir haben in den letzten Jahren ziemlich viel umsetzen können,

weil wir hier in Nochten Tagebau-Randgemeinde sind.

Tagebau-Randgemeinde sind Gemeinden, die letztendlich vom Bergbau betroffen sind.

Und das sind aber in der Großgemeinde Boxberg nur Nochten, Sprey und Reichwalde.

Und dadurch hatten wir das Glück, dass wir immer ein kleines bisschen finanzielle

Möglichkeiten durch die LEAG bekommen haben, beziehungsweise Wattenfall in den letzten Jahren.

Und wir konnten halt immer so Eigenanteile nachweisen, wenn wir jetzt Fördergelder beantragt haben.

Und damit waren wir natürlich in den letzten Jahren ganz gut aufgehoben und

besser gestellt als viele andere Ortsteile.

Haben das aber natürlich auch genutzt.

Allerdings muss man sagen, das Geld kam immer nur, oder das Geld gab es nur,

ob es noch mal welches gibt, wissen wir nicht, für investive Maßnahmen.

Und das muss man halt im Boxberg auch wissen.

Das war wirklich durch die Geldgeber so gewünscht oder vorgegeben für Sachen,

die wir investiert haben in Werterhaltung, in solche Sachen wie die Kegelbahn,

konnten wir das halt nutzen.

Und durch den, da haben wir halt das Glück gehabt, dass wir da irgendwie,

ja, auch Projekte dafür hatten, wo wir das Geld einsetzen konnten.

Weil es nützt ja nichts, wenn du kein Gegenprojekt hast am Ende.

Wo willst du da investieren? Also das Geld gab es jetzt nicht für irgendwelche

Veranstaltungen oder Feiern, sondern du musstest schon irgendwas damit schaffen.

Und das hat, denke ich, Reichwalde in den letzten Jahren immer sehr gut gemacht

auch. Mit dem Schullandheim, mit dem Freibad.

Stemmen die da wahnsinnig tolle Sachen und der Frank Müller ist da auch sehr

sehr rührig und nutzt das und genauso nutzen wir es in Nochten für ja Kegelbahn

jetzt Dorfkrug und Å wjela-Scheune sind alles Sachen die dadurch die letzten

Jahre entstehen konnten.

Romy 0:08:36

Habt ihr denn noch was anderes in der Pipeline? Oder ist das Geheimsache?

Mario 0:08:41

Nein, ist nicht Geheimsache. Nein, wir wollen letztendlich, Ziel ist es die

nächsten Jahre dann, nachdem der Dorfguck abgeschlossen ist,

wirklich in die Werterhaltung zu gehen, weil es ja auch notwendig.

Und ich glaube, ich betrachte das die letzten Jahre auch immer als,

ja, ich versuche es zumindest realistisch so zu sehen, wie schafft man das auch

zu bewirtschaften und zu stemmen.

Und wir wollen uns ja nicht selber irgendwelche zusätzliche Arbeit aufbürgen,

sondern es muss doch alles irgendwie unterhaltbar sein.

Romy 0:09:15

Ja.

Mario 0:09:16

Und da werden wir uns eher die nächsten Jahre auf Werterhaltung und so eine

Sachen konzentrieren, dass alles schick bleibt im Dorf.

Romy 0:09:23

Ja, das ist auch wichtig. Wenn das dann mal aufgebaut ist und dann verfällt

es peu à peu, ist ja auch schade drum.

Aber ich habe das Gefühl, dass da alle an einem Strang ziehen. Das ist doch super.

Mario 0:09:33

Ja, natürlich. Also ich bin wahnsinnig stolz da, auch auf unsere Einwohner,

weil die, wenn du Hilfe brauchst, sind immer Leute da.

Du wirst immer Leute haben, die sich mehr engagieren und Leute,

die sich weniger engagieren.

Du hast immer Leute, die berufstätig viel unterwegs sind, die sich da nicht

so einbringen können. Und du hast halt Leute, die sagen, wo du weißt,

du kannst du fragen und dann sind die da.

Und das muss ein ausgeglichenes Verhältnis sein und dann klappt das auch.

Romy 0:10:04

Und ich habe gehört, dein neues Herzensprojekt ist die Šwjela-Scheune.

Mario 0:10:08

Nein, schon länger. Nicht neu.

Also der Šwjela-Scheunen-Verein hat letztes Jahr ein zehnjähriges Jubiläum gefeiert.

Romy 0:10:17

So lange schon?

Mario 0:10:18

Ja. Wir haben uns vor zehn Jahren das erste Mal getroffen und haben dann den Verein gegründet,

wo es darum ging, das Baudenkmal Šwjela-Scheune zu erhalten für den Ort,

weil das die letzte Schrotholzscheune ist, die es in Nochten gab.

Und die kurz vorm Einfall stand, also kurz vorm Zusammenstoß.

Der Grundgedanke war damals schon, dass wir da so eine Art Museum oder sowas draus machen.

Aber es hat eben Jahre gedauert, ehe wir die Fördermittel zusammen hatten,

Denkmalschutz und alle, die da mit reinspielen.

So und dann hätten wir normal genau in der Corona-Zeit eröffnet, konnten wir nicht.

So hatten wir das dann ein Jahr später nachgeholt. Und so der Betrieb,

so wie wir es jetzt haben, mit den ganzen Kulturveranstaltungen,

war letztes Jahr eigentlich das erste Jahr, wo wir konsequent das ganze Jahr

das durchweg machen konnten, was wir dieses Jahr fortsetzen.

Romy 0:11:21

Und was habt ihr da so für unterschiedliche Kulturveranstaltungen?

Mario 0:11:25

Aktuell hatten wir jetzt am Wochenende, vergangenes Wochenende, Lyrik und Klangwelten.

Das war ein sehr schöner Abend.

Die Scheune hat ja nur 40 Plätze und war sehr gut gefüllt.

Und da ging es darum, dass wir klassische Musik, wir hatten einen jungen Mann

aus Hager, den Noah Worms, der da auf dem E-Piano klassische Musikstücke gespielt hat.

Und wir hatten für den lyrischen Teil die Kristiane Wojcicki,

die Gedichte vorgetragen hat, die Bilder rausgesucht hatte, die zu den jeweiligen

Musikzeitepochen passen.

Und alle, die da waren, haben es super gefallen. Die haben gleich gefragt nach

einer zweiten Veranstaltung. Das ist schön.

Aber wir können uns in der Scheune so ein bisschen ausprobieren.

Probieren. Das ist das Schöne an der Sache.

Und auch unsere Vereinsmitglieder, die ziehen da mit, die bringen eigene Ideen ein.

Und das ist schon mein Herzensprojekt dahingehend, dass es mit den Leuten da

auch wahnsinnig viel Spaß macht.

Wir arbeiten, also man sieht eine kleine Ausstellung von Nochten und von Schellen,

was früher das Kirchspiel von Nochten nicht war, wo die ein Kirchspiel waren.

Die fertigen dort Geschichtstafeln an zu unterschiedlichsten Themen.

Kann sich jeder ansehen. Ist täglich geöffnet.

Romy 0:12:53

Schön.

Mario 0:12:55

Und das zweite Standbein sind dann die so kleine Kulturveranstaltungen,

weil wir oder ich auch denke, dass wir hier bei uns im ländlichen Raum eigentlich

da so ein bisschen unterversorgt sind, was solche Sachen angeht.

Vor allem für Leute, die es auch wirklich interessiert.

Ja, und da haben wir, wie soll ich sagen, demnächst einen Vortrag vom Dr.

Polank aus Weißkollm, der Reisevorträge hält. Der einen Reisevortrag über China hält.

Dann haben wir den Domowina-Verlag, die einen Lausitz-Krimi präsentieren werden.

Romy 0:13:29

Wow.

Mario 0:13:30

Dann wollen wir wieder eine Open-Air-Kino-Veranstaltung stattfinden lassen.

Dann haben wir unser Hof- und

Erntedankfest. Geplant sind dann noch einen Vortrag im Herbst über Honig.

Dann haben wir unseren Kaffeetreff Nachmittage, wo es Kaffee und Kuchen gibt,

wo wir verschiedene Themen mit bedienen werden,

die noch eine Geschichte haben oder eine Lausitzer Geschichte, je nachdem.

Also wir sind dort noch so ein bisschen an Themen suchen und wer sich da informieren will,

wir haben eine Website und ich hoffe mal wir haben es jetzt mal,

also eine Website im Umbau, aber ich hoffe mal wir haben es jetzt mal geschafft

die Veranstaltungen alle dort reinzustellen, aber wir machen auch Werbung dafür

und jenen den es interessiert findet das auch.

Romy 0:14:21

Aber du bist ja nicht nur im Å wjela-Scheunen-Verein aktiv, sondern im Dorfclub?

Mario 0:14:27

Ja.

Romy 0:14:27

Auch noch?

Mario 0:14:28

Auch noch.

Romy 0:14:29

Und eigentlich auch Jugendclub?

Mario 0:14:31

Nee, im Jugendclub nicht.

Romy 0:14:32

Dann nicht mehr?

Mario 0:14:33

Nee, im Jugendclub, das ist die junge Generation, die sollen sich da allein

was aufbauen und sollen sich mal schön alleine organisieren, das passt schon.

Romy 0:14:42

Aber früher bist du da mit drin gewesen?

Mario 0:14:44

Ja, natürlich.

Romy 0:14:45

Und wann ist so das Alter, wo man aus dem Jugendclub eigentlich ausscheiden

sollte, in den Dorfclub oder in den Seniorenclub eintreten?

Mario 0:14:50

Der Dorfclub ist nicht gleichzeitig der Seniorenclub. Nee? Nein, nein, nein.

Man merkt, glaube ich, selber, wenn man so alt dafür wird, weil eintreten kann

man in den Jugendclub ab nach der Jugendweihe.

Das ist so ein bisschen so ein ungeschriebenes Gesetz.

Und wenn da mein Kind eintritt, dann muss ich mir halt überlegen,

ob ich da nicht so alt bin.

Romy 0:15:14

Ja, es kommt darauf an, was man so für ein Verhältnis hat zu seinen Kindern.

Mario 0:15:18

Vielleicht geht er mit seinem Kind zusammen in den Jugendclub,

aber ich glaube, das ist dann dem Kind eher peinlich. Deswegen,

das lässt man dann lieber.

Romy 0:15:23

In der Pubertät auf jeden Fall,

Mario 0:15:24

Ja. Und ansonsten, ja, ich bin im Dorfclub.

Dort organisieren wir auch verschiedenste Veranstaltungen, führen das Dorffest

durch, Ostereierrollen.

Wir machen Weihnachtsbaum verbrennen, helfen im Findlingspark mit,

wenn da Veranstaltungen sind.

Also wird man da auch noch ganz gut eingespannt.

Romy 0:15:49

Und dann bist du ja auch noch in der Perspektive?

Mario 0:15:51

Mich auch noch, ja.

Romy 0:15:52

Und dann bist du auch noch politisch aktiv?

Mario 0:15:54

Mich auch noch Ortsvorsteher und Gemeinderat, ja.

Romy 0:15:56

Ja, gut. Und wann hast du mal Zeit für das, was du eigentlich machst,

als Bauunternehmer bzw. für deine Familie?

Mario 0:16:05

Also als Bauunternehmer bin ich ja, ja, ich bin früh um sechs im Büro und bin

so 17, 18 Uhr, mache ich Feierabend.

Da tue ich natürlich manche Sachen abfedern oder auch Termine reinlegen,

die ich mir einfach so freinehmen kann als Ortsvorsteher oder so.

Wenn ich da wirklich mal am Tage irgendwo hin muss oder was abzuklären habe,

da habe ich halt die Freiheit als Unternehmer, das auch mal am Tage zu machen.

Für die Familie finde ich meine Zeit. Mein Kleiner spielt Fußball in Weißwasser

und dort ja, gibt für mich nichts Entspannenderes, als da Fußball zu gucken. Ernsthaft?

Romy 0:16:42

Du kannst ein entspannter Fußballguck-Vater sein?

Mario 0:16:45

Ja, doch, kann ich.

Romy 0:16:48

Krass.

Mario 0:16:49

Also ich kann mich da auch aufregen, also das ist keine Frage,

das schaffe ich auch. Aber im Endeffekt entspannt mich das, muss ich ganz ehrlich sagen.

Und ansonsten, ja, mein großer Sohn ist 22 und der geht seine eigenen Wege. Und...

Ja, mein Kleiner, neben der Ausbildung, hat ja auch seine eigenen Hobbys.

Und ja, deswegen, also das klappt schon alles.

Und meine Frau freut sich auch, weil ich bin doch ab und zu mal da.

Romy 0:17:16

Ab und zu, sehr schön. Sag mal, warum ist dein Unternehmen eigentlich nicht

in Boxberg-Norten ansässig?

Mario 0:17:23

Das hat einfach mit der Geschichte zu tun, weil das war früher die Firma Nickelbau.

Und ich hatte mit, Ernst Nickel war mein Mentor. und er hatte mir da als junger

Mensch sehr, sehr viele Sachen eingeräumt und ziemlich viele Freiheiten gegeben.

Und ich konnte dann circa ein Jahr das Unternehmen Nickelbau so ein bisschen leiten.

Und nach einem Jahr hat er mir dann gesagt, dass er mir das Unternehmen übergeben will.

Dann haben wir das Ganze geregelt und seitdem gibt es Weihabau.

Und wir sind halt dort an dem Standort, wo früher Nickelbau war.

Romy 0:18:03

Und es gab auch keine Erwägung, das Unternehmen nach Boxberg zu ziehen und so?

Mario 0:18:07

Nein.

Romy 0:18:08

Weil?

Mario 0:18:09

Weil ich es einfach auch genieße, die 10 Minuten, Viertelstunde Fahrzeit.

Also es ist einfach, um runterzukommen, auch wenn man mal einen stressigen Tag hatte.

Und ich telefoniere auf der Heimfahrt ganz oft mit meiner Mutter.

Und dann werden die Sachen über den Tag ausgetauscht und damit kommt man runter.

Damit kann man so ein bisschen, ist man dann halt wieder in seinem privaten

Umfeld und nicht nur in dem Firmentrott drin.

Romy 0:18:40

Und was macht denn Mario Weier als Mensch so aus?

Weil in dem Umfeld, in dem ich dich kenne, bist du sehr geschäftsmäßig.

Und das ist überhaupt nicht negativ gemeint, sondern eher sehr strukturiert,

sehr klar, sehr geradeaus.

Gibt es auch noch eine andere Seite dazu oder ist das dein Naturell?

Mario 0:19:02

Ich glaube, ich bin so ein Mensch, der auf jeden Fall Strukturen braucht.

Ist ja jetzt sicherlich auch nichts Negatives, denke ich mal.

Romy 0:19:10

Gottes Willen, nein.

Mario 0:19:11

Und ich bin jemand, der in, ja, wie soll ich mich beschreiben?

Also ich sage mal, A will ich nicht immer im Vordergrund stehen.

Das ist das, was mir eigentlich so ein bisschen missfällt, sage ich ganz ehrlich.

Aber ich sehe halt oder ich bin halt ein Mensch, der gerne was entwickeln will

und vorwärts bringen will. Ich glaube, das Schlimmste, was es überhaupt gibt, ist Stillstand.

Und wenn man dann irgendwann so sagt, man ist mit allem komplett zufrieden und

das ist auch alles so toll.

Und man hat überhaupt keine Ziele mehr im Leben,

dann würde mir persönlich was fehlen. Man braucht schon immer so ein gewisses

Entwicklungspotenzial und man braucht Ziele und man braucht Sachen,

die man auch gerne umsetzen möchte.

Ich bin da halt vielleicht ein bisschen akribischer als andere Menschen,

aber mir macht das doch Spaß.

Wenn das keinen Spaß machen würde, würde ich es nicht machen. Sagen wir es mal so.

Romy 0:20:04

Was sind deine Ziele für die nächsten fünf Jahre? Egal in welchem Bereich jetzt,

wenn du sagst, du brauchst Ziele.

Mario 0:20:13

Mit Bau habe ich mir natürlich, sag ich mal, das wahrscheinlich eines der schwierigsten

Felder ausgesucht, die es überhaupt gibt.

Weil du sehr viel diesen ganzen Schwankungen unterlegen bist vom Markt.

Von äußeren Einflüssen wie Materialknappheit, dass alles immer teurer wurde und, und, und.

Romy 0:20:35

Fehlendes Personal, Fachkräfte.

Mario 0:20:36

Weniges Personal. Du hast immer wieder, irgendwie hast du immer wieder neue

Herausforderungen. Du bist wie in so einem Hamsterrad drin und kommst da irgendwie nicht raus.

Und diese ganzen privaten Sachen jetzt, Ortschaftsrat oder Scheune oder,

ja, das ist so ein bisschen der Ausgleich da dagegen, weil man auch kurzfristig

Ziele erreichen kann am Ende.

Genauso ist es ja auch mit Perspektive, wenn man irgendwelche Perspektive-Box bergt.

Wenn man da Ziele hat und man sieht, dass es in der Umsetzung funktioniert oder

dann in irgendeiner Form weiterläuft, ja, ist doch schön.

Also kann man doch froh sein, wenn das so ist.

Romy 0:21:20

Ja, das hat aber noch, also du hast noch keins deinen nächsten Ziele verraten.

Mario 0:21:30

Nächsten Ziele.

Gute Frage. Muss ich wirklich mal nachdenken kurz.

Romy 0:21:37

Ja, denke. Ich lausche den Vögeln.

Mario 0:21:43

Also ich möchte halt wirklich, dass in erster Linie wirklich,

dass es meiner Familie gut geht. Das ist eben das A und O.

Egal, ich sag mal, Kinder, Frau, meine Mutter, mein Bruder, das ist einfach

das Umfeld, das brauche ich.

Und wenn es denen einem gut geht, dann bin ich schon zufrieden.

Also das ist schon eines der Hauptthemen.

Romy 0:22:04

Kannst du das wirklich beeinflussen?

Mario 0:22:06

Ach doch, ob man sich wohlfühlt oder nicht wohlfühlt, das kann man schon beeinflussen.

Romy 0:22:09

Aber deine Familie, meine ich, also dein direktes Umfeld, was kannst du davon

so beeinflussen, dass du sagst, okay, denen geht es gut?

Weil es hat ja jeder seine eigenen Themen, es hat jeder seinen eigenen Job.

Und da hast du ja nur bedingt Einfluss drauf, meine ich.

Mario 0:22:26

Naja, aber gerade indem man im Kontakt bleibt, miteinander spricht. Ah, okay.

So eine Sache, das ist ja ganz wichtig, der Austausch, dass man auf Wester ist noch jemand da.

Und wenn man da seine Probleme oder seinen Tag auswertet oder so,

das sind schon, sagen wir mal, wichtige Sachen.

Weil ich glaube, das geht auch viel zu viel unter. Weil wenn die Leute nicht

mehr miteinander vernünftig sprechen und kommunizieren, dann bleibt was auf

der Strecke. Und dadurch entsteht da wiederum eine gewisse Unzufriedenheit.

Und ich glaube schon, dass es wichtig ist, dass die Leute wissen,

dass man da auf offene Ohren stößt letztendlich und dass ihm zugehört wird.

Und das denke ich, das kann es im direkten Umfeld schon beeinflussen.

Romy 0:23:12

Und ist das ein Credo von dir, dass du auf deine anderen Arbeitsbereiche auch

beziehst oder ist das nur was, was du mit der Familie machst?

Mario 0:23:19

Jein. Es gibt natürlich Stresssituationen oder ganz normal.

Also es gibt wirklich Stresssituationen, wo du einfach für manche Sachen einfach kein Ohr hast.

Gibt es bei mir genauso. Also ist ja nur menschlich. ja

deswegen also da auf alle

lebensbereiche oder alle möglichkeiten würde ich das nicht beziehen weil im

endeffekt gerade im unternehmen auch da sind halt sachen die man manchmal nicht

passen und die muss man dann eben daran sprechen und ob das dann eben gefällt

oder nicht gefällt das ist in jedem seinen eigenen ermessen aber im endeffekt

musste das große und ganze im hintergrund behalten Und das ist halt,

dass es in erster Linie dem Unternehmen gut geht und du deine Rechnung bezahlen kannst am Tagesende.

Romy 0:24:05

Und da du Chef bist, ist das ganz verständlich, dass der ein oder andere Mitarbeiter

wahrscheinlich nicht immer d'accord geht?

Mario 0:24:11

Nö, und auch nicht immer der Meinung ist.

Romy 0:24:12

Ja, genau.

Mario 0:24:14

Aber so ist das. Also das wird man noch nicht ändern oder beeinflussen können.

Romy 0:24:21

Okay, also deine Familie soll es gut gehen als Ziel.

Und da ist sozusagen Kommunikation ein wichtiges Mittel der Wahl, um das zu erreichen.

Mario 0:24:31

So könnte man zusammenfassen, ja. Aber ansonsten, na klar, ich sag mal,

hier in Nochten auch mit der Scheune und so, das macht eben wahnsinnig viel Spaß.

Und da will ich schon das weiterentwickeln und schauen, dass das funktioniert.

Aber immer nur so, dass es nicht für alle eine zu extreme Belastung wird.

Also wir wollen uns da selber, im Verein sind wir uns da glaube ich auch einig,

dass wir uns da nicht mit der ganzen Sache unter Druck setzen lassen wollen.

Sondern wir machen so viel, wie machbar ist.

Romy 0:25:00

Und dass es allen noch Spaß macht.

Mario 0:25:02

Und dass es allen noch Spaß macht, genau. Dass man nicht nur zum Arbeiten dahin

rennt, sondern dass man sagt, man zieht für sich auch einen Mehrwert raus,

weil man sagt, ich war heute bei der Lesung und es war echt interessant und

es war ein schöner Abend.

Romy 0:25:15

Ja, ich habe vielleicht noch ein paar Leute getroffen, nette Gespräche geführt.

Mario 0:25:21

Aber für alle Sachen in Nochten habe ich zum Beispiel auch keine Zeit,

muss ich ganz ehrlich sagen.

Also die Kegelbahn, die wird von knapp 60 Leuten genutzt in der Woche.

Wir haben drei aktive Kegelgruppen und am Dienstag gehen die Männer kegeln.

Wurde ich auch schon gefragt, ob ich nicht mal mit vorbeikommen will,

aber ich schaffe es einfach zeitlich nicht.

Das ist auch nicht böse gemeint oder so, aber das sind dann auch Sachen,

wo ich dann eben auch mal Nähe sage.

Romy 0:25:49

Ja, aber 60 Leute ist eine ganze Menge, finde ich, für so einen kleinen Ort.

Mario 0:25:53

Es ist auch ganz, ganz wichtig. Vor allem die Leute kommen miteinander ins Gespräch.

Wir wären sicherlich keine Kegel-Topsportler.

Wir werden auch nicht in den Wettbewerbsbetrieb einsteigen irgendwo.

Aber für unsere Einwohner ist

das eine ganz tolle Sache, dass es dort regelmäßig genutzt werden kann.

Und die organisieren sich und es funktioniert. Und da bin ich froh drüber.

Und wie gesagt, es stärkt eben doch die Kommunikation zwischen den Leuten.

Es sind ja auch genug Nochtener alleine zu Hause oder nur in ihrem kleinen Umfeld.

Und die freuen sich halt mal rauszukommen. Und genau dafür ist es da.

Einfach mal ein bisschen quatschen, ein paar andere Leute sehen und genau.

Romy 0:26:32

Und kann man das auch als Nicht-Nochtener nutzen?

Mario 0:26:37

Ja, man kann das anmieten für Familienfeiern oder wenn man sich dort eine kleine

sich treffen will. oder so eines über die E-Mail-Adresse vom Dorf Club.

Sich da anmelden, ist im Internet auch da, dorfclub-nochten.de und dann kann man sich das anbieten.

Außer Montag, Dienstag und Donnerstag.

Die anderen Tage gehen wohl, hat man ja gesagt.

Romy 0:27:00

Ja, das ist doch gut. Schön.

Mario 0:27:02

Ja, wird ja auch von den Nochten an aktiv genutzt. Die machen auch da Geburtstagsfeiern.

Wir haben auch schon Geburtstagsfeier da drin gemacht. Das macht sich toll und ist schön.

Also das ist, weil, ja, wir haben ja Perspektive auch schon drin.

Da fällt mir gerade ein. Da waren wir ja auch schon drin. Genau.

Und man kann sich ein bisschen Zeit lassen. Man steht nicht so unter Druck.

Man mietet sich halt die Bahnen für einen Abend. Und dann, ja.

Romy 0:27:22

Ja. Und es gibt ein cooles Spiel.

Mensch, ärgere dich nicht kegeln.

Mario 0:27:29

Genau.

Romy 0:27:29

Genau.

Mario 0:27:30

Macht wahnsinnig viel Spaß. Weil es steht auch nicht unbedingt das Sportliche im Fokus.

Romy 0:27:36

Nee, sondern wirklich der Austausch und das Miteinanderlachen.

Und ja, vielleicht auch ein bisschen diskutieren. Aber es ist auf jeden Fall schön.

Ja, was gibt es denn sonst noch für Aktivitäten, die man in Nochten vielleicht

als Externer auch mieten kann, wo man das Dorf abgesehen von festen Veranstaltungen

nochmal anders kennenlernen könnte?

Mario 0:28:00

Ja, ich meine, das große Ausflugsziel ist ja letztendlich der Findlingspark.

Aber wir haben eine aktive Jugendfeuerwehr, wir haben aktive Feuerwehr,

wir haben Schwelerschönverein, Dorfklub.

Und wenn man auch als Boxberger oder aus Weißwasser oder von irgendwo anders

her sagt, man möchte sich in diesen Verein oder da mit einbringen, wird keiner sagen, nee.

Also da gibt es immer eine Möglichkeit.

Und Nochten Vernetzt, kann man sich halt informieren, was es eben Neues gibt.

Romy 0:28:37

Was ist das?

Mario 0:28:38

Nochten Vernetzt ist unser eigener WhatsApp-Kanal.

Romy 0:28:41

Cool.

Mario 0:28:42

Und ja, da wird über interne Sachen in Nochten oder Veranstaltungen hingewiesen.

Es wird über Sachen berichtet und ja, ist eine tolle Kommunikationsplattform.

Und mittlerweile haben wir, ich glaube, 219 Abonnenten. Wow.

Wir haben 240 Einwohner im Nochten.

Da ich mal davon ausgehe, dass die Kleinkinder und auch die viele Älteren das

nicht haben, denke ich mal, dass da sehr, sehr viele Leute schon den Kanal abonniert

haben, die jetzt nicht in Nochten wohnen.

Romy 0:29:15

Ja, das ist ja so wie bei Einigkeit Kaschel, dass man sozusagen qua Geburt

schon Teil dieses Vereins ist.

Mario 0:29:21

Genau. Nur, dass man bei uns strukturierter vorgeht. Bei uns gibt es erst Jugendclub

und dann Dorfclub und Å wjela-Scheune.

Romy 0:29:30

Ja, cool. Nochten.

Ja, wie seht ihr euch denn eingebettet in diese Großgemeinde? Also ihr seid so aktiv.

Braucht ihr Boxberg überhaupt?

Mario 0:29:43

Also ich möchte sagen, der größte Teil der Nochtener fühlt sich als Boxberger

aus dem Ortsteil Nochten. Also wir sind Boxberg.

Der geschichtliche Bezug ist ja sowieso schon immer da gewesen.

Wir waren da in der Schule und alles.

Und ich bin da relativ, wie soll ich sagen, ja ich bin da relativ konform damit,

dass wir zum Boxberg gehören.

Und ohne wäre es ja auch nicht gegangen.

Also wir waren der erste Ortsteil, glaube ich, der erste oder zweite Ortsteil,

der eingegliedert wurde in die Gemeinde Boxberg.

Und das ist mittlerweile auch schon so lange her, dass die meisten Orten das

ja gar nicht anders kennen.

Das war ja relativ zeitnah nach der Wende, weiß nicht, 91 oder 92.

Und deswegen.

Romy 0:30:29

Und da du ja auch Gemeinderat bist, was sind denn das da so für Schwingungen,

die du da so aufnimmst, von allen anderen Ortsteilen gegebenenfalls in Bezug auf dieses Thema.

Mario 0:30:43

Schwierig. In erster Linie musst du ja als Gemeinderat für die Gesamtkommune

Boxberg entscheiden. Dafür bist du ja auch gewählt.

Und ich glaube nicht, dass es da irgendeine Bevorteilung oder Benachteiligung

einzelner Ortsteile gibt.

Aber ich weiß, dass einige Gemeinderäte der Meinung sind, ich selber kann das

gar nicht so kommentieren, weil mir das einfach nicht so bewusst ist,

sage ich ganz ehrlich. Weil es kommt ja immer darauf an, was man anbietet und was man vorhat.

Und ja, man kann nicht sich darauf beruhen und sagen, es passiert nur in Boxberg

oder alles passiert in Ruiz.

In Klitten passiert nichts und dort passiert was. Es kommt ja immer darauf an,

wie auch die Zuarbeiten letztendlich zur Verwaltung laufen.

Ob man in der Gemeindeverwaltung das Thema überhaupt auf dem Schirm hat.

Ja, ich sehe es so, dass es da keine Bevor- oder Benachteiligung in der Gesamtgemeinde gibt.

Romy 0:31:43

Naja, du hast ja gut reden. Der Bürgermeister wohnt ja in Nochten.

Das heißt, du hast ja einen kurzen Weg.

Mario 0:31:48

Ich habe einen kurzen Weg, das stimmt.

Nein, aber wir sind ja trotzdem Wählervereinigung Boxberg. Und da sind Mitglieder

aus Sprey, Bärwalde, Nochten, Boxberg.

Das ist ja nicht irgendwie, wie soll ich das sagen, wir stellen uns ja nicht

hin, wenn jetzt irgendwo anders in einem Ortsteil ein Vorhaben ist und sagen,

wir sind jetzt hier die Wählervereinigung Boxberg, das gibt es bei euch nie.

Das wird nicht passieren und das ist so noch nie passiert. Es gibt Projekte

in verschiedensten Ortsteilen, aber ich bin da eben auch der Meinung,

so eine Sache wie das Gesundheitszentrum gehört nach Boxberg,

weil Boxberg halt einfach der Hauptort ist.

Und Boxberg ist die Schule, Boxberg ist die Gemeindeverwaltung und damit gehört

das nach Boxberg. Und ja, ich weiß, dass andere andere Meinungen sind,

die denken, man könnte das ein bisschen mehr streuen.

Ich bin der Meinung, dass es sich eigentlich so gehört, dass du einen Hauptort

hast, wo die Sachen alle sind, wo du die kurzen Wege dann am Ende auch hast.

Und auch wenn man von Uist oder von Klitten nach Boxberg fährt,

das ist jetzt nicht so eine immense Strecke.

Also, ja, deswegen, das heißt aber nicht, dass es nicht geht oder dass man nicht

darüber nachdenken sollte, verbesserte Angebote zu machen.

Jetzt auch, ich sag mal, einkaufsmäßig zum Beispiel, dass sich da vielleicht

in UIS und Klippen nochmal irgendwas ergibt. Da wird doch keiner irgendwie dagegen arbeiten.

Ganz im Gegenteil, würde ich mich ja freuen, wenn sich da irgendwo mal einen Weg findet.

Und genauso das Gleiche ist ja mit der Gesundheitsversorgung,

dass man da auch in Klitten und Uist, was so die größeren Ortsteile sind,

eventuell auch so eine Art Außenstützpunkt oder sowas schafft,

perspektivisch und da müssen wir einfach dran arbeiten.

Romy 0:33:43

Glaubst du, dass dieses Schwester-Agnes-Modell funktionieren könnte?

Also Schwester Agnes ist sozusagen die ganze Schwester, die von einem Ort in den nächsten fährt.

Mario 0:33:51

Ich hatte so einen interessanten Bericht im ZDF gesehen. Da ging es darum, dass eine Schwester,

eben so ein ähnliches Modell, Schwester Agnes, aber die dann wie so eine Art

kleine Sprechzeiten in einer Räumlichkeit angeboten hat, wo die Leute dann hingekommen

sind und wo denen einfach bei einfachen Sachen geholfen wurde.

Oder man eben dann über diese Videomöglichkeit da mit dem Arzt,

die Telemedizin da mit dem Arzt gesprochen hat.

Ich weiß nicht, ob das jetzt so ist, dass du, wie soll ich sagen,

die Schwester bei jedem ins Haus kommt.

Aber ob man das umsetzen kann, weiß ich nicht.

Also, aber dass man vielleicht irgendwo die Möglichkeit schafft mit einer Räumlichkeit,

dass da eine Krankenschwester ist, die verschiedenste Sachen anbieten kann.

Und wenn es bei der Hilfe von Arztterminen ist oder bei irgendwelchen Rückfragen

oder mal im Verband wechseln.

Aber ich glaube, für sowas sollte es schon eine Plattform geben.

Romy 0:34:53

Und meinst du, es gibt genügend Räumlichkeiten in der Großgemeinde oder gerade

in den größeren Orten, die die Gemeinde eventuell zur Verfügung stellen könnte?

Mario 0:35:00

Ich glaube schon, dass ich da bestimmt was finden würde. Also gerade die größeren

Ortsteile, die haben sicherlich noch irgendwo was frei.

Romy 0:35:08

Aber das liegt ja sozusagen nicht in deiner oder meiner Hand,

sondern dieser Prozess ist ja jetzt schon angeschoben.

Es gibt ja jemanden, der sich jetzt schwerpunktmäßig damit auseinandersetzt

und dann drückt man einfach die Daumen, dass das gut läuft. und gut.

Mario 0:35:20

Ja, der Herr Seifert ist da sehr engagiert und der macht das auch von der Gemeinde aus.

Das ist schon, ich glaube schon, er war letztes bei den Ortsvorstehern und hat

ja darüber über seine Maßnahmen da informiert und will uns auch zukünftig noch

mehr einbinden und noch mehr am Lauf, also über die Maßnahmen informieren, die er da macht.

Und ich glaube schon, dass er da sehr, sehr aktiv ist. Aber es ist eben schwer.

Man durfte auch nie zu viel erwarten, glaube ich.

Romy 0:35:45

Ja. Ich glaube, da waren wir sehr verwöhnt in den letzten Jahren.

Da müssen wir vielleicht von diesem goldenen Rost langsam mal absteigen.

Und kleinere Brötchen backen, so blöd sich das anhört und so unschön das vielleicht

für den einen oder anderen ist.

Aber ich glaube, der Stand, den wir jetzt haben, den wird es wahrscheinlich

so eine Weile nicht mehr geben.

Und da müssen wir uns wahrscheinlich mit abfinden. Und abfinden ist ja so ein blödes Wort.

Mario 0:36:13

Das ist ein ganz blödes Wort, ja.

Romy 0:36:15

Damit müssen wir uns vielleicht arrangieren. Das sieht vielleicht besser an.

Mario 0:36:21

Es ist eine ganz, ganz verflickste Reaktion. Es ist halt blöd zurzeit,

muss man wirklich so sagen.

Romy 0:36:28

Aber es trifft ja nicht nur Boxberg. Es trifft nicht nur Boxberg.

Es ist ein deutschlandweites Problem.

Mario 0:36:33

Wir werden eine Lösung finden. Das Gesundheitszentrum ist schon der richtige

Weg, um Ärzten hier ein attraktives Umfeld anzubieten.

Und ja, Frau Piesger und Frau Schünemann sind sehr, sehr aktiv und,

ob man das nochmal ersetzen kann, was die beiden an Power dort reinbringen und,

Arbeitszeit und ja, wahrscheinlich brauchst du ja drei Hausärzte,

um die beiden zu ersetzen.

Da werden wir uns schon, das wird schon ein Schnitt sein, aber wichtig wäre

es ja, dass wir überhaupt jemanden finden, der die Gesundheitsversorgung hier

uns in Boxberg übernimmt.

Und da machen sich ja die Rentner oder überhaupt die Leute machen sich ja da

berechtigt Sorgen. Und ich wäre auch immer wieder darauf angesprochen,

aber bis dato gibt es leider noch nichts Positives zu vermelden.

Romy 0:37:34

Jetzt sind wir hier an der alten Straße nach Weißwasser sozusagen,

die jetzt in den Findlingspark führt.

Du musst das ja damals direkt mitbekommen haben, oder? Als das hier abgebaggert

wurde. Ja. Wie war das für dich?

Mario 0:37:50

Ja, man hat das damals, ich war zu Ende 14, da war fast alles weg.

Also da hat man andere Interessen gehabt. Aber es war schon sehr,

sehr seltsam, weil ja immer wieder dann Häuser leergezogen wurden, wo ich Kind war.

Und ja, dann wurde das abgerissen. Wir waren natürlich neugierig.

Wir waren auch immer wieder mal gucken gewesen, was sich wieder verändert hat.

Doch nicht immer Blünderer. Nein.

Nee, nee, ach, zu DDR-Zeiten war das noch nicht ganz so ausgeprägt.

Das war ja alles mehr oder weniger DDR.

Aber dies, ja, und man kann das ja auch nicht, Es war ein ziemlich harter Einschnitt,

vor allem für die Leute, die da gelebt haben, weil man kann das ja mit heute

gar nicht mehr vergleichen.

Die Entschädigungen, die die damals für Hof und Land bekommen haben,

die waren ja lächerlich im Vergleich zu heute.

Und ich weiß, dass das vielen ganz böse aufgestoßen hat.

Es ist halt ein Teil vom Ort verschwunden.

Und gerade hier hinten auch der Bereich, das wurde alles aufgeforstet.

Und wir haben, wie soll ich sagen, es wird nie wieder diese Naturlandschaft

sein, wie du es als Kind kanntest.

Und man sieht, man fährt jetzt hier lang, das ist 15 Jahre her,

20 Jahre her, wo die aufgeforstet haben. Man sieht aber, dass das alles künstlich angelegt wurde.

Also es hat nichts mit Wald zu tun oder irgendwas.

Ja, genau.

Deswegen ist es schon seltsam.

Romy 0:39:15

Meinst du, dass man das irgendwie heilen kann? Also erst mal diese Wunde des

Verlustes einer Hälfte des Ortes und damit auch der Einwohnerschaft.

Und dann auch diese künstliche Landschaft, die entstanden ist als Ersatz, was vorher hier war.

Und dass die Leute sich irgendwann mal irgendwie damit aussehen können?

Oder ist das gar kein Thema?

Mario 0:39:38

Ich glaube, was so die Generation meiner Kinder ist, die einfach so aufgewachsen

sind, wie es jetzt ist, da wird das irgendwann in Vergessenheit geraten.

Aber gerade die älteren Noctner oder so, da kriegst du das nicht raus aus den

Köpfen. Also das war ein zu krasser Einschnitt.

Und es wurde ja auch nicht in dem Umfang bedacht, wie es heute ist oder so.

Also die Leute sind teilweise vom Haus in irgendwelche Plattenbauten gezogen.

Romy 0:40:07

Dann eventuell noch mal umgesiedelt, weil der Plattenbau abgerissen wurde.

Mario 0:40:10

Naja, im schlimmsten Falle. Aber wie gesagt, das ist dann schon was anderes.

Weil ich bin aus Nochten auch in eine Wohnung gezogen, nach Weißwasser.

Ich habe mich da einfach nicht wohl gefühlt, weil ich kein Stadtmensch bin.

Ich wollte so schnell wie möglich wieder nach Nochten zurück.

Weil es mir einfach, ja, wie soll ich sagen, das hat, ich komme schon mit dem Lärm nicht klar.

So blöd, wie es klingt. Ja, ich kann das gut verstehen. Wenn da einer links

und rechts kloppt und dort macht einer Krach und dann trammelt der einer auf den Kopf dort oben rum.

Das war einfach für mich, nee, das ist nie meins. Aber das muss jeder für sich selber entscheiden.

Meins war es nie und ich habe mich da auch nicht wohlgefühlt.

Deswegen kann ich mir vorstellen, dass das vielen Leuten damals,

die hier weg mussten, sehr, sehr schwer gefallen ist.

Romy 0:40:57

Also würdest du dich schon als sehr, sehr verwurzelt hier noch fühlen?

Mario 0:41:00

Das auf jeden Fall, na klar. Ich bin hier aufgewachsen. Wir haben die letzten

zehn Jahre auch so viel erreicht, hier bei uns am Ort.

Und die Gemeinschaft ist da und das ist einfach lebenswert, macht einfach Spaß.

Romy 0:41:19

Also ich höre das, du hast es mehrfach gesagt, dieses Gemeinschaft und die Leute

sind zusammen und so, also das ist schon ein sehr, sehr starker Wert von dir,

dieses Gemeinschaft leben und auch durch Kommunikation versuchen,

die Menschen beieinander zu halten.

Mario 0:41:35

Das auf jeden Fall. Es ist aber immer, ja, wenn hier jemand nach Nochten kommt

und der will seine Ruhe haben, dann hat er auch seine Ruhe.

Also da wird dann keiner auf den Geist gehen. Wenn sich jemand raushalten will

und sagt, du, ist mir alles zu viel, will ich nicht. Gut, dann ist es so.

Aber es ist ja Seniorenweihnachtsfeier zum Beispiel.

Da haben wir eine Frauengruppe, die ein Stück Programm einstudieren.

Macht immer wieder Spaß. Und das geht es ja nicht nur darum,

dass die das davor führen, sondern ich glaube auch die Zeit davor,

wo die es üben und, und, und, das schweißt dann eben doch zusammen.

Und genau dasselbe haben wir mit den Kindern.

Dann machen die Kinder einen Programmpunkt, auch wieder Unterstützung durch die Eltern.

Und denen macht das auch Spaß. Und ich glaube, auch dieses, das Zusammenmachen,

gerade jetzt in der Zeit, wo die Schule, also Kindergarten ist ja in Boxberg,

Grundschule ist in Boxberg,

dann gehen sie aufs Gymnasium oder gehen auch weiter auf die freie Schule und

und und. Die werden ja mehr oder weniger auseinandergerissen.

Früher ging man vom Kindergarten an zusammen bis zur 10. Klasse und ja,

und ist zusammen aufgewachsen.

Aber dass die Leute alle mitgenommen werden auch.

Und deswegen ist auch so ein Jugendclub ganz wichtig, dass sie sich da einfach

die Jugend, einen Anlaufpunkt haben, wo sie sich finden können und wo sie sich treffen können.

Romy 0:42:55

Dass sie in die Hörner abstoßen können.

Mario 0:42:57

Genau.

Und ich glaube, daraus wächst aber auch diese Gemeinschaft, weil die Leute freuen sich einfach.

Und dann sind Oma und Opa im Publikum und die Kinder führen was vor.

Ich glaube, es ist schon sehr viel wert, wenn man viel so alleine machen kann.

Und dann lieber die Leute alle mit einbinden.

Romy 0:43:20

Wie soll das denn hier mit eurer Kirche weitergehen, wenn der Pfarrer sozusagen weggeht?

Mario 0:43:26

Eine schwierige Frage. Die Kirchbesucher sind in den letzten Jahren ja sowieso

schon immer weniger geworden.

Aber das ist ja auch nicht nur ein Problem von Nochten, das ist ja generell.

Und demzufolge ist auch die Kirchgemeinde an sich geschrumpft.

Wir haben hier ein paar Leute, die sich um die Kirche kümmern und auch im Kirchgemeinderat tätig sind.

Und ich hoffe, dass wir irgendwie eine Lösung finden, weil gerade auch zu Weihnachten

ist das eben für viele Nochtener der Anlaufpunkt Nummer eins.

Und die Kirche ist voll und das Krippenspiel hat Tradition und wäre schade,

wenn das nicht mehr stattfinden würde.

Also ich hoffe mal schon, dass die dann irgendwie eine Lösung finden.

Die Chancen, dass ein neuer Pfarrer kommt, stehen wohl nicht ganz so gut,

wurde mir gesagt, weil eben die Kirchgänger immer weniger werden.

Ja, mal schauen, was sie sich einfallen lassen. Auf jeden Fall wird es fehlen,

letztendlich, weil die Kirche sicherlich nicht mehr das Angebot,

was sie jetzt haben, hier aufrechterhalten können.

Romy 0:44:31

Aber wenn ich so, also wir haben ja oft das miteinander zu tun und die Art und

Weise, wie du sprichst, also es ist ja auch sehr bedächtig, wegweisend,

also sozusagen auch so mit Leitplanken.

Ich könnte mir das auch vorstellen, dass du einfach da vorne stehst und den

Leuten so keine Predigt hältst.

Aber so ein bisschen diesen wegweisenden, wie soll ich das sagen?

Also ja, so ein Leithammel ist jetzt ein total bescheuertes Wort,

aber du weißt, was ich meine.

Mario 0:45:07

Aber nee, das wird nicht meins sein. Das definitiv nie.

Romy 0:45:11

Wobei als Ortsvorsteher bist du das ja ein Stück weit.

Mario 0:45:16

Ja, Kommunalpolitik, wenn du was erreichen kannst und was machen kannst,

dann macht Kommunalpolitik wahnsinnig viel Spaß.

Du brauchst Ziele und du brauchst Möglichkeiten, diese Ziele umzusetzen.

Weil jeder, der in so einem Ort wohnt, weiß am besten, was dem Ort gut tut oder fehlt.

Und du weißt, wo die Knackpunkte sind und du kannst dich persönlich einbringen,

um das Ganze zu verbessern.

Und selbst wenn du im Kreistag sitzt oder auch wenn du in der Landespolitik

tätig bist, hast du diese Möglichkeit meines Erachtens nach nicht,

die du hier hast im Ortschaftsrat oder in einem Gemeinderat,

irgendwie deinen Ort vorwärts zu bringen.

Und das ist das, was mich so ein bisschen bei der Stange hält,

weil wir eben über Jahre hinweg immer wieder Punkte markieren konnten und ja,

Sachen verbessern konnten.

Romy 0:46:08

Und kriegst du diese Themen von den Leuten gespiegelt?

Also kommen die zu dir und sagen, Mario, Mensch, hier musst du das und das mal

gemacht werden oder wächst das alles aus dir heraus?

Mario 0:46:18

Nein, wir sind ja im Ortschaftsrat mehrere Leute. Also das bin nicht ich allein,

also um Gottes Willen, nee. Und wir kriegen es auch von den Leuten gesagt.

Und wenn die Leute es mich mir sagen, dann sagen sie es irgendjemand,

der im Ortschaftsrat mit drin sitzt. Also das kommt bei uns schon an.

Und wir haben, wie gesagt, wir haben verschiedene Schwerpunkte und wir wissen

auch Sachen, die sich verbessern müssen. Und ich glaube aber,

dass wir in den letzten Jahren sehr, sehr viel erreicht haben.

Und daher macht das auch Spaß, weil du am Ende auch ein Ziel,

also ein Ergebnis siehst.

Du setzt ja halt ein Ziel und hast eben doch ein Ergebnis. Und das ist eben toll,

wenn du natürlich diese Möglichkeit nicht hast und du opferst dich jeden Monat

auf, um zur Versammlung zu gehen und du hörst ja immer nur irgendwelche Verwaltungsakte

an, dann kann ich mir schon vorstellen, dass man dann auch die Lust verliert,

sich weiter zu engagieren, weil man da nach der Sinnhaftigkeit fragt.

Weil gerade Gemeinderat, wir sind ja, ich sage mal als Beispiel Kita-Gebühren

oder so, die Leute denken immer, ja, warum erhöhen die jetzt die Kita-Gebühren?

Ja, weil wir halt gesetzlich leider dazu verpflichtet sind, kein Gemeinderat,

weil die Kita-Gebühren erhöhen.

Aber wenn du halt dahingehend dazu gezwungen wirst, damit dein Haushalt genehmigt

wird vom Landkreis, dann musst du halt in dem Augenblick die Hand heben und

das macht keinem Gemeinderat Spaß.

Und dass man dann schon mal sagt, wozu sitze ich jetzt hier eigentlich?

Oder Bebauungspläne ist auch so ein Thema. Wenn du immer wieder so ein Solarpark

oder auch die Anfassung in irgendeinem Baugebiet und du hörst das nun mittlerweile

zum fünften oder sechsten Mal und musst jedes Mal in der Sitzung darüber abstimmen,

dann wirst du, wo wir hier in Deutschland dahingehend gelandet sind,

was diese Bürokratie bedeutet.

Das wird immer mehr und immer umfangreicher und deswegen macht es mir Spaß im

Ortschaftsrat, weil, wie gesagt, wir können da immer wieder mal direkt an der

Basis was machen und das macht es eigentlich aus.

Romy 0:48:02

Also das wäre jetzt keine Empfehlung für den Gemeinderat?

Mario 0:48:05

Nö, für den Gemeinderat kann man sich engagieren, aber im Gemeinderat muss man

wissen, wenn man dort ist, dass man,

gewissen Zwängen unterliegt. Das ist ganz einfach so, weil es gibt Gesetze und

da können wir uns hin und herwenden.

Es gibt halt Sachen, da wird einfach nur unsere Zustimmung gebraucht.

Aber dass du dich großartig einbringen kannst, um für deinen Ortsteil da richtig

was zu reißen, schwierig.

Ich glaube da ist so Ortschaftsrat, Ortsvorsteher sind da noch ein bisschen,

die können da noch ein bisschen mehr machen am Ende.

Romy 0:48:39

Habt ihr da noch ein bisschen Spielgeld von der Gemeinde?

Mario 0:48:41

Also im neuen Haushalt, was heißt Spielgeld?

Romy 0:48:43

Na ja, Spielgeld im Sinne von, ihr habt ein gewisses Budget zur Verfügung,

über das ihr in euren einzelnen Ortsteilen verfügen könnt.

Mario 0:48:50

Also die Wählervereinigung Boxberg und Hendryk damals als Bürgermeister hat

ja auch gesagt, dass er dahingehend wieder was machen will, dass die Ortsteile

wieder finanzielle Mittel an die Hand kriegen.

Und ich weiß auch, dass im neuen Haushalt dafür eine Position vorgesehen ist,

dass die Ortschaftsräte wieder Geld zur Verfügung gestellt kriegen für investive

Maßnahmen. Und das ist auch ganz wichtig.

Und wenn man bloß mal ein Spielgerät kauft oder ein Spielgerät erneuert oder

mal eine Bank kauft oder auch über Fördergelder vielleicht mal ein etwas größeres

Projekt angeht und sagt, man nutzt das Geld und macht mal irgendwas,

was vielleicht ein bisschen mehr kostet und steckt da Kraft rein,

um irgendwo LIDER-Fördermittel oder irgendwas, was es eben noch so gibt,

zu akquirieren und dann am Ende noch ein bisschen was Größeres zu schaffen.

Das obliegt ja dann aber den Ortschaften selbst und den Ortschaftsräten.

Aber ich finde es wichtig, dass die Ortschaftsräten ein bisschen Geld an die

Hand kriegen, damit in den Orten auch was sichtbar wird.

Damit die auch die Möglichkeit haben, frei zu entscheiden, was ist jetzt wichtig

für meinen Ort und dann kann ich das auch machen.

Also ich halte das schon für ein ganz wichtiges Mittel. Und ich bin eigentlich guter Hoffnung,

wenn der Haushalt so bestätigt wird, wie das jetzt geplant ist,

dass die Ortschaften dann wieder ein bisschen Geld hier in die Hand kriegt und

selber entscheiden kann, was man damit macht.

Romy 0:50:10

Das sind ja erstmal gute Aussichten.

Mario 0:50:14

Ja, das ist ja, was mich da manchmal auch ein bisschen ärgert.

Also wir versuchen schon, Ortschaftsrat und auch im Gemeinderat unseren Ort

voranzubringen. Keiner macht das irgendwie aus Langeweile oder so.

Wir setzen uns davon hin und hören uns das an und entscheiden auch für Boxberg.

Und du kannst auch nicht mit jeder Entscheidung allen einen Gefallen tun.

Es wird immer Leute geben, die einer anderen Meinung sind.

Aber was ich dann nicht so schön finde, ist, wenn man dann irgendwie die ganze

Zeit Kritik übt, das selber eigentlich ja machen könnte und irgendwie darüber

hinaus vergisst, dass die Leute alle in ihrer Freizeit da sitzen.

Und die sitzen ja nicht nur da.

Es gibt ja noch Verwaltungsausschuss, Technischen Ausschuss.

Es gibt noch die Themen, die dir vorher zugespielt werden, die du dir mal durchlesen

musst oder wo du dich mal auch ein bisschen für den Beschluss damit befassen

musst und eventuell bei der Gemeindeverwaltung oder beim Bürgermeister noch

mal nachfragen musst, um was es dabei geht, damit du dort in der Sitzung vorbereitet bist.

Und das machen die Leute alles in ihrer Freizeit. Und deswegen finde ich es

dann nicht gut, wenn dann unqualifizierte Kritik kommt von irgendwelchen Leuten,

die denken, ob die jetzt da sitzen oder nie, ändert ja sowieso nichts an der Sache.

Und das sind dann Punkte, wo du dich dann auch so ein bisschen ärgerst drüber,

Aber dass diese Wertschätzung da an der Stelle auch mal fehlt von vielen.

Romy 0:51:37

Aber wissen denn die Leute, was eure Aufgabe als Ortschaftsrat bzw. als Gemeinderat ist?

Woher oder wie sollen sie das denn einschätzen können, ob ihr da eure Zeit absitzt oder eben nicht?

Also welches Mittel gibt es, um ihnen das bewusster zu machen oder transparenter zu gestalten?

Mario 0:51:56

Na, eines der Mittel ist ja letztendlich, dass es im Amtsblatt ja immer ein

Protokoll dafür gibt, wo man sieht, mit welchen Themen sich befasst wird.

Und wo eben auch darüber informiert wird, wie die Zustimmung oder Nicht-Zustimmung erfolgt.

Romy 0:52:09

Ja, ich bin ja auch Amtsblattleser, aber auch nicht bis ins Detail.

Mario 0:52:12

Nein, aber wen es wirklich brennend interessiert, der kann das machen.

Aber die einfachste Sache ist einfach mal Fragen.

Einfach mal die ganz normale Kommunikation. Weil es sind viele Sachen,

die von den Bürgern herangetragen werden,

Wo man auch mal akzeptieren, wo man mal Nein akzeptieren muss,

weil einfach weder Ortschaftsrat noch Ortsvorsteher

noch Gemeinderat noch Gemeindeverwaltung dafür zuständig sind.

Das sind so Sachen, ich sage mal vom Nachbarn, der Baum, da wächst ein Ast drüber

und auf sein Grundstück und ihm gefällt das nie.

Romy 0:52:42

Aber da gibt es doch die Schiedsstelle.

Mario 0:52:44

Da gibt es die Schiedsstelle unter anderem, aber das ist vielen Leuten nicht

bewusst und dann beschwert man sich.

Und wenn man dann sagt, du pass auf, alles gut und schön, aber das ist einfach,

das fällt nicht in unsere Zuständigkeit, weil ich kann mich da nicht hinstellen.

Und da demjenigen Vorschriften machen, damit der das und das in deinem Sinne erledigt.

Also das funktioniert einfach nicht, da gibt es andere Stellen dafür.

Romy 0:53:03

Genau, ganz kurz, Cheatstelle, die hat, glaube ich, jeden zweiten Dienstag ist

die wohl besetzt um 17.30 Uhr.

Mario 0:53:10

Kann man solche Sachen klären.

Romy 0:53:11

Genau, und zwar dort, wo die alte Polizei war, überhalb von der Frau Lohmann,

glaube ich, da in dem Gebäude auf jeden Fall.

Mario 0:53:18

Und wenn da irgendwelche Maßnahmen auf irgendwelchen Privatgrundstücken sind.

Oder so, dann muss man eben auch mal als Antwort akzeptieren,

du, pass auf, ist nie meine Zuständigkeit.

Und dann muss man einfach auch mal wieder lernen, das zu akzeptieren und nicht,

ja, was macht ihr überhaupt? Wozu seid ihr überhaupt da?

Das ist dann, glaube ich, nicht unbedingt der richtige Weg.

Romy 0:53:40

Vielleicht macht es Sinn, mal so einen Aushang an die schwarzen Bretter zu hängen,

wo tatsächlich die Zuständigkeiten der einzelnen Ortschaftsräte, Gemeinderäte,

Schiedsstelle oder wem auch immer aufgelistet sind, damit die Leute sich das

mal durchlesen können, wenn sie auf den Bus warten oder wann auch immer,

wenn ich Sonne scheide, wenn sie gerade mal einen Spaziergang machen.

Ich glaube, das ist relativ niederschwellig und jeder kann es in seiner Zeit tun.

Könnte man ja mal mitnehmen, so für einen Hintergrund.

Mario 0:54:09

Das kann man auf jeden Fall mal mitnehmen, na klar.

Romy 0:54:12

Nochmal zum Gemeinderat, da hast du gesagt, manchmal braucht man euch nur,

damit ihr abstimmt für irgendetwas.

Obwohl ihr eigentlich nichts zu sagen habt, wo der Beschluss schon feststeht,

wenn ich das richtig verstanden habe.

Kann man denn für diese Beschlüsse, die ihr als nicht zielführend oder sinnhaft

für die Gemeinde haltet, nicht so ein Bürgerbeteiligungsverfahren vorschieben,

um dann denjenigen, die euch sagen, Ihr müsst hier aber mit Ja zu sagen,

na ja, stopp, aber das ist nicht im Sinne,

im Interesse unserer Bürgerschaft?

Mario 0:54:43

Ja, das ist ganz so einfach ist es nicht, weil du hast ja zum Beispiel,

ich sage mal, so ein B-Plan-Verfahren.

B-Plan ist Bebauungsplan. Bebauungsplan. Und da kommt dann irgendeine Bemerkung

oder irgendeine Anmerkung der unteren Naturschutzbehörde, was dort noch mit

eingearbeitet werden muss.

Und darüber müssen wir dann abstimmen, ob das so, dass das da mit so eingearbeitet wird.

Das sind dann so Punkte, wo du dann die Fragen kriegst. Aber wen willst du daran

mit beteiligen? Das ist halt die deutsche Bürokratie.

Und wenn es dann irgendwelche Änderungen oder Nachfragen gibt oder irgendwelche

Stellungnahmen noch nie vorgelegen oder wurden überarbeitet,

dann bedarf das jedes Mal der Zustimmung des Gemeinderats.

Und das sind so halt Sachen, wo du dann da drin sitzt und denkst,

am Montagabend um sieben hätte ich eigentlich auch noch andere Sachen zu tun.

Aber das gehört halt einfach dazu. Aber das muss man halt einfach nur wissen.

Dass man, wenn man sich darauf einlässt, es eben solche Sachen auch geben wird.

Es geht ja nicht immer nur um Sachen, die schön und Spaß machen und wo man sich

freut, dass man gefragt wird, sondern es sind eben nur viele auch verwaltungstechnische Sachen dabei.

Romy 0:55:55

Ich glaube, das ist vielen Bürgern gar nicht bewusst, dass das auch dazugehört

und dass das auch anstrengend ist für euch in eurer Freizeit,

sich dann mit diesem ganzen Papierkram auseinanderzusetzen und zu beschäftigen.

Und ihr wisst, ihr könnt damit nichts Positives bewirken.

Mario 0:56:10

Positiv am Ende schon. Ich meine, der B-Plan hat ja irgendeinen Grund,

die Änderungen oder so, die man da vornimmt.

Romy 0:56:16

Aber es dauert alles länger.

Mario 0:56:17

Das dauert alles und es ist ja auch am Ende ein Ziel da, weil da will ja sicherlich

irgendjemand was umsetzen.

Und alles, was dann gebaut wird oder umgebaut wird, das hat ja auch seinen Nährwert am Ende.

Es kommt jetzt immer darauf an, welches Vorhaben, aber im Endeffekt ist es ja

so, es ist ja ohne Zielstellung dahinter. Aber das sind so einfach Verwaltungsakte.

Da sitzt du dann eben da und hörst dir das an und denkst dann, naja, gut.

Ich werde die Verwaltung auch alleine entscheiden können, aber es geht halt leider nicht.

Romy 0:56:48

Bei diesen langwierigen Prozessen, du hattest erst auch schon gesagt,

das wäre ja schon, das hat sehr lange gedauert.

Und wie kriegst du dich denn da auf diesem Weg motiviert, wenn du gar keine Erfolge siehst?

Du hast ein Ziel und siehst aber keinen Erfolg, weil ständig irgendwie was dir

vor die Beine geworfen wird und hier noch ein Stolperstein und dies und das

und jenes. Was hält dich bei der Stange?

Mario 0:57:08

Das ist mir so selten passiert. Also ich habe irgendwie die Sachen,

die wir angefangen haben, konnte ich auch glücklicherweise immer irgendwie mit zu Ende begleiten.

Also ich bleibe da einfach auch dran, muss ich ganz ehrlich sagen.

Und wenn man von vornherein mit der Einstellung rangeht und man weiß,

das wird sich jetzt ein paar Jahre hinziehen.

Es ist ja als Beispiel, der Gemeinderat hat ja darüber so einen Grundsatzbeschluss,

hat ja einen Grundsatzbeschluss geschlossen oder dafür gestimmt,

wo es um den Schulcampus geht, wo letztendlich die Kita und der Turnhallenneubau

im Bereich der Schule erfolgen soll.

Also nur, dass wir das machen wollen.

Natürlich wissen wir jetzt schon, weil egal, wir brauchen Fördergelder für die Umsetzung.

Wir müssen auch wieder den B-Plan anpassen dort in dem Falle.

Es muss eine Planung, es muss diese ganzen Vergaben und, und, und.

Und ehe sich da überhaupt was rührt, dass du was siehst, das wird noch Jahre

dauern. Aber wir müssen es halt irgendwann mal angehen und irgendwann mal anfangen.

Weil Turnhalle halte ich als ein ganz, ganz wichtiges Projekt.

Darüber reden wir ja auch schon seit Jahren.

Unsere Turnhalle wurde in den 70er Jahren gebaut, unsere Schulsporthalle.

Die kriegst du energetisch nicht mehr auf dem neuesten Stand saniert. Das ist ganz einfach so.

Und die Platzkapazitäten dort sind auch sehr begrenzt. Also es ist auf jeden

Fall notwendig, dass wir das ganze Thema mal angehen.

Das heißt aber nicht, dass das Ding morgen fertig ist, sondern wir reden da

wirklich über einen Zeithorizont von, ich sag mal, fünf Jahren,

bevor wir so weit sind, dass du dort irgendwas siehst.

Und das ist halt, ja, vielleicht kommt ja mal diese beschleunigte Genehmigungsplanung

oder Vergabe oder, oder, oder.

Aber davon sind wir aktuell ja weit, weit weg.

Romy 0:58:47

Aber vielleicht ist das aufgrund deiner beruflichen Tätigkeit für dich auch wichtig.

Ich will nicht sagen normal, aber du kannst dich sozusagen auf längere Phasen

einstellen, des Nichtssehens, weil du ja auch als Bauunternehmer diese ganzen

Planungsverfahren sozusagen kennst und weißt, dass sich das alles hinzieht.

Und dann ist das vielleicht für dich im ehrenamtlichen Bereich auch ein Stück

weit, ich will nicht sagen tragbarer, aber du kannst damit anders umgehen.

Für mich wäre das gar nichts.

Ich brauche wirklich irgendetwas auf dem Weg, das mich immer wieder motiviert

und kitzelt, weil ansonsten, ja, das wäre für mich ganz schwierig.

Mario 0:59:23

Ja, kann schon sein, ja. Ist so.

Ich kenne es halt von meinen Vorhaben auch. Wir machen ja auch selber Projektentwicklung

und bauen Häuser mit Eigentumswohnungen und, und, und und entwickeln die Projekte selber.

Und daher kennen wir das ja, wir brauchen mindestens zwei, drei Jahre Vorlauf,

ehe wir überhaupt mit der Ausführung dann von so einem Projekt anfangen,

also von der ersten Idee bis zur Umsetzung.

Und das sind halt Zeitabfolgen, die bin ich halt ganz einfach gewohnt.

Also schneller geht es halt nicht.

Romy 0:59:51

Okay, also Langmut. Ja, ist so. Das ist sehr schön.

Ja, du hattest erst von unterer Naturschutzbehörde gesprochen und wir sind hier

in Nochten, umgeben von Tagebau auf der einen Seite und Armee auf der anderen

Seite. Das klingt nicht nach Naturschutz.

Mario 1:00:12

Naja gut, okay, die Armee, die lässt den Wald wachsen.

Also mehr Naturschutz geht nicht, du darfst dort nicht reintrampeln.

Und der Grünstreifen hier zwischen 156 und da kann die Natur sich frei entfalten,

weil es droht ja keiner rein.

Also von der Worte her ist das dann schon, ja, die anderen Gebiete sind oft geforstet.

Also das sind ja aber Sachen, die liegen ja Jahrzehnte zurück.

Oder die Basis dafür wurde vor Jahrzehnten gelegt.

Das ist ja jetzt nicht eine Sache, die in den letzten Jahren entstanden ist,

sondern so eine Tagebauplanung und alles, was dazugehört, das erstreckt sich

ja wirklich über Jahrzehnte.

Und die Konsequenzen sind eben heute noch zu merken.

Romy 1:00:53

Und gibt es schon Planungen, wenn dann der Tagebau abgeschlossen ist,

was dann passiert mit dem restlichen Areal hier hinten?

Mario 1:01:00

Die haben aktuell so ein, ich weiß nicht, ob das endgültig abgeschlossen ist,

aber im Endeffekt geht es um einen Flächentausch,

dass die Bundeswehr im Bereich Tagebau Reichwalde Flächen der LEAG übergibt

und die LEAG wiederum hier bei uns hinten die Flächen bekommt.

Also die Bundeswehr die Flächen hinter uns hier bekommt.

Also wir sind dann von Bundeswehr eingekreist am Ende, wenn das Ganze mal durch

ist. Es wird sich daran nichts ändern.

Romy 1:01:24

Das kleine Gallien sozusagen.

Mal ganz kurz zur Erklärung. Jetzt kam mir zweimal der Bus vorbei.

Das hört sich so an, als ob ihr ständig noch in der Bus fährt.

Aber der fährt einmal hin und einmal zurück.

In der Stunde, genau.

Mario 1:01:39

Der fährt, genau. Also wir können uns nicht beschweren. Ich sage klar,

beschweren über das öffentliche Netz.

Kannst du dich immer beschweren, weil am Abend keine Busse mehr fahren,

am Wochenende nur eingeschränkt fahren. Also das ist auf jeden Fall ausbaufähig, bin ich der Meinung.

Und wenn die Angebote dahingehend auch mal irgendwann attraktiver werden würden,

würden das wahrscheinlich auch wieder mehr Leute nutzen. Bin ich der festen Überzeugung.

Aber ich bin froh, dass wir es so hinbiegen konnten, dass der Bus weiterhin

nach Nochten reinfährt, weil dann müssen die Kinder nicht bis außerhalb des Ortes

laufen, wo ja auch Schwerlastverkehr ist und so und und, sondern sie können

hier mitten im Ort an der Bushaltestelle warten.

Und die steigen halt hier auch mitten im Ort wieder aus und können zu Fuß nach

Hause gehen, ohne dass sie dort irgendwelchen großen Gefahren ausgesetzt sind.

Und darüber bin ich eigentlich ganz froh, dass der Busfahrplan das so hergibt,

dass eben die Busse hier wirklich nach Nochten reinfahren und hier umdrehen.

Romy 1:02:32

Hattet ihr da irgendwie die Finger im Spiel?

Mario 1:02:34

Ja.

Romy 1:02:35

Der Ortschaftsrat?

Mario 1:02:36

Der Ortschaftsrat. Wir konnten damals, wo die Fahrplanumstellung war,

hieß es, dass Nochten gar nicht mehr angefahren wird, sondern nur noch vorn außerhalb.

Daraufhin hat dich dann auch von älteren Bürgern hier aus Nochten Anrufe erhalten,

die da wirklich sehr enttäuscht drüber waren, weil denen das wirklich schwer

fällt, bis dort rauszulaufen, weil die Strecke einfach zu weit ist.

Und die Kinder waren dann das zweite Thema, sodass ich dort nochmal mich stark gemacht habe.

Und am Ende haben wir mit dem Busunternehmen eine Lösung gefunden,

dass Nochten weiter angefahren werden kann.

Und konnten das halt hinbiegen. Haben halt da das Quäntchen Glück gehabt auf unserer Seite.

Romy 1:03:10

Dann also im Namen aller Nochten, auch wenn ich kein Nochtener bin,

aber herzlichen Dank an den Ortschaftsrat.

Weil du sagtest ja erst auch Wertschätzung. Wahrscheinlich kommt das auch gar

nicht so an, was ihr alles für Aktivitäten unternehmt, um diesen Ort hier so schön zu gestalten.

Am Leben zu erhalten und alle irgendwie miteinander ins Boot zu bringen.

Und von daher einfach danke auch dafür auch an alle anderen Ortschaftsräte.

Mario 1:03:32

Ja, bitte.

Romy 1:03:36

Wie könnte denn aus deiner Sicht eine Art Wertschätzung aussehen,

dass du das Gefühl hast, die Leute würdigen das wirklich,

Mario 1:03:43

Was man hier so macht?

Romy 1:03:43

Nein, also ich habe das nicht so verstanden, dass du jetzt auf Wertschätzung

bist und unbedingt jetzt überschüttet werden willst damit. Darum geht es gar nicht.

Aber trotzdem, dass den Leuten bewusst ist, dass sich andere für sie einsetzen?

Mario 1:03:57

Ich glaube, das ist den Nochtenern schon bewusst. Vor allem ist sie in den letzten

Jahren immer sichtbar gewesen.

Und wir stellen uns auch mit der Arbeit des Ortschaftsrates in die Öffentlichkeit.

Wir haben zum Beispiel, machen wir Jahresanfang, immer eine Versammlung mit

allen Vereinen und Gruppen, die in Nochten tätig sind, um Termine abzustimmen,

um Probleme anzusprechen und solche Sachen halt wirklich auch abzustimmen,

wo wird mal Hilfe gebraucht.

Und wir haben einen Veranstaltungskalender für Nochten, gerade auch durch den

Findlingspark, sind ja wirklich viele Termine auch belegt, indem wir miteinander abstimmen.

Und wo man sich aber auch schon einrichten kann, dass man sich gegenseitig hilft.

Und das Zweite ist, wir veranstalten einmal im Jahr einen Ortschaftsrat-Stammtisch.

Zu diesem Ortschaftsrat-Stammtisch suchen wir jedes Jahr irgendwie ein Thema raus.

In den letzten Jahren hatten wir irgendwann mal jemanden vom Wolfsbüro da,

die über den Wolf berichtet haben.

Dann haben wir immer die Bürgermeister, damals den Achim Juncker noch und auch

den Hendryk hatten wir dann, wo die frisch gewählt wurden, hatten wir da,

damit die sich nochmal eine Ortschaft vorstellen.

Wir haben mal Leute aus dem Tagebau da gehabt, um Probleme anzusprechen und

alles solche Sachen. Also immer verschiedenste Themen.

Dieses Jahr wird der Henrik wieder Gast sein und wir haben den Findlingspark

eingeladen, um uns einen aktuellen Bericht darüber zu geben,

was die Strukturwandelprojekte angeht.

Also aktuell, was ist im Findlingspark geplant da mit der Bühne und der Rutsche,

dem Empfangsgebäude und, und, und. und da wird das ein bisschen erklärt,

wie dort auch aktuell der Stand ist.

Und der Henrik, den haben wir eingeladen, damit er uns mal über den Stand beim

Gesundheitszentrum informiert, die Bürger informiert.

Und dann stehen wir als Ortschaftsrat natürlich auch Fragen und Kritik gern

gegenüber und es kommen immer wieder Punkte auf, wo wir hier noch wohnen,

aber einfach gar nicht auf dem Schirm haben.

Also wo dann einfach auch mal ein Hinweis kommt und du sagst,

ihr müsst mal dort gucken, das passt nie so richtig oder dort ist ein Schild

schief oder was weiß ich.

So Punkte, was wir dann natürlich auch gerne mitnehmen.

Und weiterleiten und bearbeiten. Aber du kannst ja immer nur so viel leisten,

wie du letztendlich dann auch als Feedback bekommst. Du musst es halt irgendwoher wissen.

Und ich bin nicht der Typ, der jeden Tag durch Nochtenlatsch und guckt,

ob sich da irgendwo was verändert hat. Das ist auch okay.

Also ja, deswegen, also wir sind ja da auf die Mitarbeiter, Anwohner auch so

ein bisschen angewiesen und nehmen das auch gerne mit.

Und das kann sich auch jeder äußern, der sagt, du, pass auf,

das ist alles blöd, was hier läuft. Also.

Romy 1:06:18

Aber immer mit einem konstruktiven Vorschlag dann kommen,

ne?

Mario 1:06:20

Immer mit einem konstruktiven Gegenvorschlag kommen, wie man es besser machen kann.

Romy 1:06:22

Genau.

Mario 1:06:23

Das kann man dann immer gerne mitnehmen.

Romy 1:06:27

Also du setzt auf Eigenverantwortung der Bürger, sich aktiv zu melden,

wenn sie etwas gut oder schlecht finden.

Mario 1:06:32

Genau.

Romy 1:06:33

Sehr gut.

Mario 1:06:34

Deswegen, also das haben wir auch immer wieder mal. Also es gibt immer wieder

mal so Kleinigkeiten, wo du sagst, ja, du, danke für den Hinweis,

habe ich einfach nie gesehen.

Also hatte ich jetzt nicht auf dem Schirm. Oder habe ich vergessen.

Wenn Sie es uns schon mal gesagt haben, irgendwann geht ja bei uns mal auch

Sachen unter. Das ist doch nicht, wir sind ja da nicht.

Ja, aber diese Kommunikationsplattform ganz einfach, dass man die Bürger zu

einem interessanten Gespräch oder Thema, was die Leute interessieren können,

unserer Meinung nach, einlädt und dann einfach mal darüber spricht.

Wie gesagt, letztes Jahr hat man zum Beispiel über, weil die Kommunalwahlen

angestanden haben, hat der Ortschaftsrat so ein bisschen so eine Auswertung

gemacht über die letzte Wahlzeit, was in der Wahlzeit alles geworden ist und

was wir noch vorhaben die nächsten Jahre.

Und ja, die Leute kommen gern und nehmen das auch gerne mit. Das ist schön.

Romy 1:07:20

Was ist denn dein Lieblingsplatz in Orten, jetzt wo wir schon eine Weile hier vor der Kirche sitzen?

Mario 1:07:26

Eigentlich bei mir zu Hause. Ich genieße den Blick bei mir aus dem Wohnzimmerfenster.

Da haben wir auch so eine kleine Terrasse und dann, wenn die Sonne so untergeht,

dann sitzt du da genau in der Sonne drin und das ist einfach mein Lieblingsplatz.

Sehr schön. Wo ich einfach auch meine Ruhe habe, muss ich dazu sagen.

Romy 1:07:41

Wenn ich keinen Bürger anquatsche. Ey, Mario, ich wollte dir noch was sagen.

Mario 1:07:45

Das macht auch keiner. Aber wie gesagt, wir kommen in Nochten, irgendwo trifft man

sich immer und man kommt auch ins Gespräch.

Mir ist wichtig, dass die Leute einfach sagen, was ihnen unter den Nägeln brennt.

Weil ich bin nicht allwissend und ich kann das auch nicht erraten,

wenn irgendjemand was nicht schmeckt oder was nicht gefällt.

Ich muss das sagen. Das ist dann einfach so. Ich kann damit schon umgehen, bin schon groß.

Deswegen, das passt schon.

Romy 1:08:08

Möchtest du denn

noch irgendwas loswerden? Irgendwas Schönes oder vielleicht auch irgendwie ein

Appell an die, die zuhören, aus den anderen Ortsteilen?

Mario 1:08:21

Was heißt Appell? Wichtig ist, dass man anpackt und einfach selbst was auf die Beine stellt.

Also es ist die Zeiten, wo irgendjemand was vorgibt, sind vorbei.

Und man kann sich darüber sicher sein, wenn man damit zum Beispiel,

ich komme jetzt wieder auf den Gemeinderat, da irgendwie auf den Gemeinderat

drauf zugeht, das ist nicht so, dass das alles lapidar abgetan wird,

sondern das ist einfach so,

wenn dort das vernünftig vorbereitet ist und man weiß, worum es geht,

dann ist das auch umsetzbar.

Man sollte da vielleicht auch nicht immer gleich die Flinte ins Korn schmeißen,

sondern man sollte da auch so ein bisschen dranbleiben und vor allem sollte

man auch mal die einzelnen Kritikpunkte mitnehmen.

Wenn irgendwo darauf hingewiesen wird, wir würden hier irgendeine Veranstaltungsstätte gern haben wollen.

Dann muss man mit der Frage rechnen, wer wird das Ganze dann weiter betreiben

und wer wird dort die Verantwortung übernehmen. Und da muss man eine Antwort parat haben.

Man kann nicht immer sagen, man möchte gern das und man möchte gern das,

sondern man muss dort auch ein bisschen hinterher sein bei den ganzen Sachen.

Man muss dann auch dranbleiben.

Aber ansonsten sage ich ganz ehrlich, ich bin mit dem zufrieden,

wie es hier bei uns läuft. Und eigentlich bin ich auch damit zufrieden,

wie es derzeit im Boxberg läuft, weil.

Die Themen, die mir auch wichtig waren, also gerade auch in Bezug auf meine

Kandidatur für den Gemeinderat, die laufen und die gehen voran.

Wie gesagt, das ist eben die Neubau-Kita, Neubau-Schulsporthalle und die Sanierung

der Aula, dass wir einfach in die nächste Generation auch investieren.

Dass wir da wirklich schöne und gute Voraussetzungen schaffen,

dass junge Familien sagen, die wollen in den Ort, in die Großgemeinde Boxberg ziehen.

Ganz einfach aus dem Grund, weil wir haben den See vor Ort, wir haben wahnsinnig

viel Potenzial dadurch.

Und wenn die Rahmenbedingungen noch stimmen, was Kita-Betreuung,

Schule und, und, und angeht und Grundversorgung, ärztliche Grundversorgung und

Einkaufsmöglichkeiten, Wenn die Sachen alle mal irgendwo geschaffen sind.

Ich glaube schon, dass wir dann auch wieder über Zuzug reden können in Boxberg.

Und das hoffe ich eigentlich auch, dass irgendwann auch mal Leute wieder sagen,

du pass auf, ich ziehe jetzt nicht nach Bautzen, Dresden, was weiß ich,

sondern ich sage, ich ziehe nach Boxberg, weil ich habe da den See vor der Tür

und wenn abends das Wetter schön ist, kann ich an den See gehen.

Oder überhaupt, ich kann jeden Tag an den See gehen, ich kann abends noch ins

Wasser springen und ich habe dort ideale Voraussetzungen.

Und lass mal, wenn der Hotelneubau dort mal ist, dann habe ich dort sogar ein

Wellnessangebot mit allmöglichen Sachen, was ja auf der Klippner Seite,

glaube ich, schon so weit entstanden ist.

So eine Sache wie Sauna oder ja, also eigentlich, ja, wir haben wahnsinnig viel

Potenzial in Boxberg und wir brauchen uns hinter keinem verstecken.

Und wir nutzen es halt nur nicht.

Also das macht mich so ein bisschen traurig. Wir könnten da viel,

viel mehr stolz auf die Sachen sein, die wir haben.

Es gibt viele Sachen, die verbessert werden müssen, ist auch klar.

Aber wir haben auch viele gute Sachen bei uns. Wir brauchen uns da nie verstecken.

Romy 1:11:19

Nochmal ganz kurz auf diesen Hotelneubau. Das interessiert mich jetzt schon.

Wie ist denn da der Stand?

Mario 1:11:25

Also ich weiß, dass die Planung jetzt angepasst wurde. Und dann sind wir wieder beim Thema B-Plan.

Romy 1:11:29

Ah, okay.

Mario 1:11:30

Das ist da wieder eine Änderung.

Romy 1:11:31

Also es zieht sich sozusagen noch eine Weile.

Mario 1:11:33

Zieht sich alles wieder ein bisschen hin, ja.

Romy 1:11:35

Aber die Wahrscheinlichkeit, dass das abgesagt wird, ist relativ gering.

Mario 1:11:39

Keine Ahnung. Also da stecke ich jetzt auch nicht aktuell im Thema drin,

muss ich ganz ehrlich sagen.

Also das weiß ich jetzt nicht genau, aber ich glaube nicht, dass abgesagt wird.

Die Familie Ellinger dort auch im Gemeinderat ja schon mehrfach vorstellig war

und du wirklich den Eindruck hattest, das ist wirklich ein Herzensprojekt von

denen und die stecken da mit der ganzen Familie da mit drin.

Und ich glaube schon, dass die es umsetzen möchten.

Derzeit meines Erachtens nach sind die Rahmenbedingungen zu schaffen,

dass die dort das Baurecht haben, so wie die es sich vorstellen.

Und wir haben halt einen B-Plan, der ein sehr enges Korsett vorgibt.

Und dann bist du ruckzuck mal bei einer Abweichung, wenn du dort irgendwelche

Sachen geändert haben willst.

Und daran kämpfen die, glaube ich, gerade zurzeit.

Romy 1:12:15

Dann drücken wir die Daumen.

Mario 1:12:16

Auf jeden Fall.

Romy 1:12:17

Dass sich das positiv entwickelt.

Mario 1:12:18

Mhm. Ja. Und dann eben mal ein kleines bisschen stolz auf Boxberg sein.

Weil die immer was meckern.

Auf Gesamtboxberg, einschließlich aller Ortsteile. Mhm.

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