Daniel Jordanov aus Klitten


Veröffentlicht am: 26.12.2024  Aufgenommen am: 16.11.2024
Dauer: 1h 33min


Feedback zur Folge? Etwas hinzuzufügen? Dir brennt was auf der Seele?
Schreib einen Kommentar zur Folge oder diskutiere im Forum mit uns darüber.


Episodenbild

Worum gehts?

In dieser Episode von ‚s menschelt spricht Romy mit Daniel Jordanov, dem evangelischen Pfarrer in Klitten, über die Rolle der Kirche in der heutigen Gesellschaft und die Herausforderungen, junge Menschen für Glauben und Gemeinschaft zu begeistern. Daniel teilt seine Erfahrungen seit seiner Ankunft in Klitten im Jahr 2007 und erklärt, wie Offenheit und Barmherzigkeit dazu beitragen können, eine lebendige und einladende Gemeinde zu gestalten.

Ein zentraler Aspekt des Gesprächs ist der Umgang mit der Müdigkeit gegenüber traditionellen Strukturen der Kirche und die Frage, wie sie als Ort für Begegnung und Austausch neu belebt werden kann. Daniel spricht über die Bedeutung des Ehrenamts, das Teilen von Verantwortung und die Schaffung von Raum für ein starkes Gemeinschaftsgefühl.

Tonqualität

Während der Aufnahme dieser Episode gab es technische Probleme mit den Tonspuren, weshalb wir uns dazu entschieden haben, die Umgebungsgeräusche-Spur komplett zu entfernen.
Ursprünglich sollten die Hintergrundgeräusche wie Züge, Autos oder ein bellender Hund die Atmosphäre unterstreichen.

Da diese nun nicht mehr hörbar sind, wirken manche Passagen etwas eigenartig – insbesondere, wenn Romy oder Daniel ihre Stimmen gelegentlich anheben, obwohl der Grund dafür (zum Beispiel ein vorbeifahrender Zug) für den Hörer nicht mehr wahrnehmbar ist.

Diese Entscheidung führte leider in der Nachbearbeitung dazu, dass auch bei manchen Sprech-Passagen eigenartige Artefakte, insbesondere bei Daniel entstanden sind. Das spiegelt nicht Daniels natürliche Sprechweise wider, sondern ist eben das Ergebnis der Nachbearbeitung, um trotz der akustischen Herausforderungen eine noch annehmbare Hörqualität zu erreichen.

Wir hoffen, ihr findet die Themen, die im Podcast behandelt werden, so spannend, dass ihr euch davon nicht abhalten lasst, und den Podcast trotzdem hört 🙂


SPRECHER IN DIESER FOLGE

Daniel

Romy

Mario





Kapitelbilder

Zu dieser Episode von „'s menschelt“ gibt es ein vollständiges Transkript mit Zeitmarken und Sprecherzuordnung.

Bitte beachten: das Transkript wurde automatisiert erzeugt. Bei den Hauptfolgen werden wir so gut wie möglich versuchen, das Transkript nachzubearbeiten. Es kann aber auch immer sein, dass wir dafür keine Zeit hatten. Der automatisierte Prozess ist nicht sonderlich genau und das Ergebnis enthält daher mit Sicherheit eine Reihe von Fehlern. Im Zweifel gilt immer das in der Sendung aufgezeichnete gesprochene Wort.

Transkription der Episode anzeigen
Daniel 0:00:06

Von mir aus gerne du. Okay, alles klar. Sehr schön. Daniel.

Der wichtigste Begegnungsort in Kletten ist unser Friedhof, der evangelische Friedhof.

Die evangelische Kirche ist eine offene Kirche, jetzt wieder neu in der wärmeren

Jahreszeit, also auch so von März bis Oktober.

Was ich so mitkriege, lassen die Leute überall gerne ihren Dampf ab.

Es ist natürlich schwierig in einer Zeit, in der so eine Institutionsmüdigkeit herrscht.

Romy 0:00:45

Herzlich willkommen heute in Klitten mit Daniel Jordanoff, dem Pfarrer der Evangelischen

Kirche vom Kirchsprängel.

Daniel 0:00:52

Vom Pfarrsprengel. Vom Pfarrsprengel am Bärwalder See.

Romy 0:00:55

Am Bärwalder See. Ja, Daniel, du bist kein Klittner.

Daniel 0:01:00

Genau, ich bin kein Klittner.

Romy 0:01:01

Wie kommst du hierher? Was machst du hier eigentlich?

Daniel 0:01:05

Ich bin gefragt worden, berufen worden, könnte man sagen, und dann schließlich

auch evangelischer Pfarrer von Klitten und Nochten Boxberg.

Damals war es dieser kleine Pfarrsprengel und das war 2007.

Seit März 2007 bin ich hier im Amt und ein paar Jahre später ist dann noch meine

Frau dazugekommen und wir teilen uns inzwischen diese Pfarrstelle.

Sie kümmert sich hauptsächlich um Nochten Boxberg und ich kümmere mich hauptsächlich um Klitten.

Zumindest haben wir so die seelsorge Bereiche eingeteilt. Ich bin immer noch

Vorsitzender des Gemeindekirchenrats in Nochten Boxberg, aber eben auch in Klitten

im Gemeindekirchenrat der Vorsitzende.

Auch dazu wurde ich gewählt, das letzte

Mal wieder nach der letzten Gemeindekirchenratswahl. Vor fünf Jahren.

Romy 0:02:01

Das sind ja fast schon 20 Jahre.

Daniel 0:02:04

Naja, fast 18.

Romy 0:02:05

Ja, aber, also bist du hier angekommen?

Daniel 0:02:08

Ja, ich denke schon. Also, soweit man hier ankommen kann, wenn man hier nicht geboren ist.

Wir kennen das aus Gesprächen vieler Schlesier, die hier nach 1945 angestrandet, angelandet sind,

hergekommen sind und dass sie auch nach Jahrzehnten immer noch als die Fremden hier galten.

Romy 0:02:31

Jetzt auch noch? Oder damals?

Daniel 0:02:33

Ja, inzwischen sind viele eben auch verstorben als Fremde gewissermaßen.

Also wenn man nicht hier geboren ist, ist das glaube ich nicht ganz so leicht,

hier heimisch zu werden, Fuß zu fassen.

Aber als Pfarrer bin ich da in einer vielleicht anderen Position,

weil ich ja nicht als Privatperson hier wohne.

Sondern eben, also natürlich auch als Privatperson, aber ich bin ja als Pfarrer hier.

Romy 0:03:01

Als Pfarrer, also du trennst sozusagen den Beruf und das berufliche Sein vom

privaten Leben in der Region.

Daniel 0:03:11

Eben, das kann ich nicht trennen, sondern überall, wo ich bin, bin ich als Pfarrer.

Es ist vielleicht auch eine Besonderheit des Pfarrberufes, dass es kein Privat

in dem Sinne von Privat gibt, dass ich sagen kann, jetzt gehe ich auf Arbeit.

Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.

Das ist besonders interessant, ein Blick auf Ehrenamt.

Also ich weiß nicht, wie andere mich da wahrnehmen, aber wenn ich zum Beispiel

irgendwo ehrenamtlich bin, dann

wäre ich eben auch da als der Pfarrer wahrgenommen und auch angesehen.

Das ist ja auch gut und ist auch gewollt so, dass es so ist.

Also ich kann eigentlich hier in unserem Bereich nicht anonym einfach mal so

dabei sein, weil mich viele halt kennen.

Romy 0:03:54

Ja, okay, das stimmt.

Also das ist tatsächlich ein Amt. Ja. Wer bist du denn dann privat,

wenn man dich sozusagen nur, also wenn man dich als Daniel und Pfarrer kennt,

gibt es denn einen anderen, wenn du privat bist?

Oder ist es tatsächlich so miteinander verwoben, dass man da gar keine Trennung vollziehen kann?

Daniel 0:04:19

Das ist bei mir selber vielleicht auch eine Entwicklung gewesen,

dass ich zunächst, als wir auch hierher gekommen sind,

mich schon tatsächlich auch erstmal als der Pfarrer gefühlt habe und diese Verantwortung

und Aufgabe, die mir übertragen wurde, auch versucht habe und versuche es immer

noch als Pfarrer so wahrzunehmen.

Aber ja, ich bin auch Ehemann,

bin auch Freund und bin seit einigen Jahren auch Vater und in diesen anderen

Rollen bin ich natürlich dann eben nicht der Pfarrer, sondern nehme dann eben andere Rollen wahr.

Wie es wahrscheinlich auch jedem so geht.

Romy 0:05:01

Na, das ist die Frage, ob die Menschen tatsächlich ihre Rollen gut unterscheiden

können und sich auch aus der beruflichen Rolle im Privaten rausnehmen können.

Also wenn man jetzt eine Führungsposition hat, dass man dann im Privaten sagt,

ich habe jetzt eigentlich gar keinen Bock, irgendwie jemanden zu führen und

Anweisungen zu geben und Verantwortung zu übernehmen, sondern dass man sich

im Privaten dann eher zurücklehnt.

Ich weiß nicht, ob das jedem möglich ist.

Daniel 0:05:26

Ja, ich versuche eher, sag ich mal, das Privatsein, wenn man das überhaupt so

trennen kann, oder das Du-Sein des Menschen 'Daniel', stärker in das Amt auch hineinzunehmen.

Ich denke, dass das auch Gemeindemitglieder in den letzten Jahren auch so wahrnehmen

oder wahrgenommen haben, dass ich auch ganz bewusst mich aus bestimmten Dingen

auch zurückziehe und sage,

ihr als Ehrenamtliche habt ja auch ein Amt und versucht es doch auch stärker

wahrzunehmen und auch stärker auszufüllen.

Dass ich nicht die Amtsperson bin, die das, wie es jahrelang auch so geprägt

und in Klitten auch gerade üblich war, dass eben sehr viel von der Pfarrperson,

dem Pfarrer abhing, der dann gemacht

hat, obwohl er auch nicht immer alles alleine gemacht hat, ganz klar.

Romy 0:06:12

Hast du da ein spezielles Beispiel in Bezug auf das Ehrenamt jetzt?

Daniel 0:06:17

Naja, zum Beispiel liegt gerade eine Evangelisationswoche hinter uns hier in

Klitten. das fand ich wunderbar zu sehen und das ist ja,

Ich schätze das sehr wert, dass die Organisation,

die Vorbereitung, die Werbung, die Leitung, die Durchführung in der Hand von

unserem Ehepaarkkreis hier in Klitten gelegen hat, sodass ich mich als Pfarrer

da nicht zurückgelehnt, aber zurückgezogen habe und gesagt, das ist eure Sache,

ich trage das mit im Gebet, ich unterstütze das,

ich stehe voll hinter euch und wenn ihr mich braucht, dann auch gerne.

Aber ihr habt das in der Hand und ihr tragt da jetzt die Verantwortung und ihr seid die Gastgeber.

Und die durchführen dann mit denen, die da eingeladen sind, mit dem Prediger,

mit den Musikern, mit den Gästen.

Romy 0:07:11

Wie kann man sich so eine Evangelisationswoche vorstellen? Heißt das,

dass ihr die Leute missioniert oder was bedeutet das?

Daniel 0:07:18

Ja, missionieren ist ja ein Wort, das ein bisschen in Verruf gekommen ist oder

klingt so nach Meinung aufdiktieren und die anderen müssen das jetzt auch so sehen und so glauben.

Aber eigentlich ist es ja ein ganz positiver Begriff gewesen.

Mission von Sendung. Gott hat uns in die Welt gesandt, uns Christen,

damit wir die Botschaft, das Evangelium, die gute Nachricht von Jesus Christus,

dem Retter und Erlöser, in die Welt bringen und predigen.

Und deswegen auch Evangelisation als eine Bezeichnung für Missionen,

hier im engeren Sinne zu verstehen. Also es geht darum,

anderen Menschen und auch denen, die schon zur Kirche gehören oder die schon

glauben, nochmal deutlich und bewusst zu machen, was ist eigentlich das Wesentliche

und was ist das Zentrale des christlichen Glaubens.

Romy 0:08:23

Kann man das in den heutigen Zeiten tatsächlich auch noch ehrlich rüberbringen?

Also viele Kriege, viele Missstände, alles scheint irgendwie den Bach runter zu gehen.

Und dann soll man noch an den Gott oder an irgendetwas glauben können?

Daniel 0:08:39

Also Kriege und Missstände gab es ja in der früheren Zeit noch viel mehr, als es heute ist.

Also vielleicht insgesamt die Zahl der Kriege hat möglicherweise zugenommen.

Aber gerade auch hier in Europa gab es ja viel, viel schlechtere Zeiten,

als wir sie heute erleben.

Und da spielte der Glaube eine viel, viel größere Rolle. Vielleicht gerade deshalb,

weil es den Menschen so schlecht ging.

Und weil es vielen so gut geht, meinen sie, dass sie auch ohne Gott und ohne

den Fragen nach dem Ewigen sehr glücklich sein können.

Romy 0:09:11

Das heißt, je besser es den Menschen geht, desto mehr treten aus der Kirche aus?

Daniel 0:09:15

Ja, möglicherweise gibt es den Zusammenhang. Kardinal Marx hatte das ja mal

vor ein paar Jahren, ich glaube sogar zu einer Weihnachtspredigt mal geäußert

geäußert oder im Zusammenhang von Weihnachten mal gesagt,

dass er den Eindruck hat, dass es einen Zusammenhang gibt.

Je besser es den Leuten geht, desto weniger glauben sie an Gott.

Romy 0:09:36

Das ist ja interessant. Das habe ich so noch nicht betrachtet.

Ich habe es tatsächlich eher andersrum gesehen.

Wie kann man an Gott glauben, wenn alles den Bach runter zu gehen scheint?

Daniel 0:09:46

Dann suchen wir Menschen ja eher einen Halt, wenn alles den Bach runter geht.

Aber es ist ja nicht so, dass alles den Bach runter geht.

Also es wird zwar... Nein.

Romy 0:09:57

Da bin ich aber jetzt gespannt.

Daniel 0:10:00

Also die Dinge verändern sich, das ist klar. Wir leben und Leben ist Veränderung.

Aber es heißt nicht unbedingt, dass immer alles zum Schlechteren wird.

Und die Vergangenheit wird sehr oft, das ist bei uns Menschen so,

dass die Vergangenheit verklärt wird,

weil die Kindheit oftmals als schön und gut erlebt wurde, selbst wenn sie ganz

schrecklich war und die äußeren Umstände vielleicht überhaupt nicht erinnern.

So waren, dass man sich da einrichten könnte und es gut finden könnte.

Und trotzdem erleben selbst Kinder in Kriegsgebieten, wenn sie dann später zurückblicken,

möglicherweise eine glückliche Kindheit, wenn sie ihre Eltern haben,

wenn sie was zu essen haben, wenn sie Schutz und Geborgenheit empfinden und empfangen.

Und selbst wenn es wenig zu essen gibt, höre ich von den wenigsten,

die sagen, wir hatten eine ganz furchtbare Kindheit und so.

Also natürlich im Vergleich zu den Kindern heute sagen die dann,

naja, ihr habt es ja viel besser, ihr habt immer satt zu essen,

ihr habt immer eine Süßigkeit.

Aber trotzdem hatten wir auch eine schöne Kindheit, weil wir die und die Freiheiten

hatten oder die und die enge Beziehung zu unseren Eltern.

Wir hatten Zeit miteinander, haben miteinander gesungen, viel unternommen und

was so halt in den jeweiligen Situationen möglich war.

Romy 0:11:22

Du hattest erst von Seelsorge gesprochen. Sind das die Themen,

die die Leute mit dir besprechen, wenn du seelsorgerisch unterwegs bist oder

gibt es da andere Schwerpunktthemen?

Daniel 0:11:32

Ja, also wir kommen immer wieder auf die Verarbeitung von Erlebtem zurück,

auch in dem, wo Menschen heute stehen, manchmal in einer großen gegenwärtigen

Not sind, weil sie zum Beispiel in einem Streit mit Familienangehörigen oder mit Nachbarn liegen,

wo sich dann Menschen an uns wenden und sie um Fürbitte oder einfach nur um

Gehör bitten oder einfach nur gesegnet werden möchten.

Romy 0:12:05

Wie sieht so ein Segen aus? Was macht man da? Oder was passiert da genau?

Daniel 0:12:10

Im Namen des dreieinigen Gottes segnen wir Menschen.

Also sagen Gottes gutes Wort über denjenigen, sprechen ihm Gottes Beistand zu,

den er zugesagt hat uns allen Menschen.

Aber wenn es sozusagen einer Person konkret zugesprochen wird,

dann nimmt die Person das auch nochmal ganz konkret für sich in Anspruch,

was sonst nur so allgemein gesagt ist.

Romy 0:12:38

Und dieser Segen, den kannst du aussprechen oder kann das jeder machen?

Also du beziehungsweise Amtspersonen aus der Kirche oder jede Person, jeder Mensch?

Daniel 0:12:46

Jeder Christ, der selbst den Segen empfangen hat, kann diesen Segen auch weitergeben.

Romy 0:12:52

Das ist interessant.

Daniel 0:12:53

Soll es sogar. Das ist ja auch unser christlicher Auftrag fürs Neue Testament.

Man sagt, ihr seid ein Segen und sollt auch ein Segen für andere sein und sollt

auch andere segnen. Segnet und flucht nicht.

Das ist auch gerade so ein bisschen mein Credo, auch in dieser Zeit,

in der so sehr viel geflucht wird,

sehr viel geschimpft wird und sehr viel Missmut auch unter vielen Menschen ist,

dass wir als Kirche und als Christen den Auftrag haben, eben gerade da nicht

mit einzustimmen, ins Lamentieren, sondern eben zu segnen und Gottes Verheißungen

weiterzugeben und den Zuspruch zu geben,

nicht das sagen alles gut und so weiter, sondern dass Gott mit uns auch durch die schwere Zeit geht,

dass er uns beisteht und dass er uns da auch durch den Tunnel oder durch das

Finstertal hindurchführt und wir werden auch andere Zeiten erleben oder eine wunderbare Ewigkeit.

Romy 0:13:53

Aber du bist ja jetzt auch Mensch und nicht nur Pfarrer.

Und es wird sicherlich auch Situationen in deinem Leben geben,

wo du wahnsinnig wütend bist oder wo du denkst, das kann doch jetzt nicht wahr sein.

Bist du dann ruhig und gelassen oder wie kanalisierst du das?

Oder hast du gar keine Angst und Wut und Zorn und sowas in dir?

Daniel 0:14:18

Gott hat mir die Gabe der Sanftmut gegeben, sodass ich ganz,

ganz schwer oder ganz, ganz selten auf die Palme komme.

Romy 0:14:28

Das ist sehr schön.

Daniel 0:14:33

Kannst du mir was abgeben?

Also ich glaube, es ist wichtig, über all den Dingen, selbst in großen Streitgesprächen

und wenn man auch selbst manchmal persönlich angegriffen und angefeindet wird,

wo mir schon auch vielleicht manchmal die Hutschnur reißt, da doch irgendwie

zu versuchen, gelassen zu bleiben und zu sehen, naja, das ist jetzt eben ein Ausbruch von Gefühlen.

Und als erwachsene Menschen sollten wir diesen Ausbruch von Gefühlen doch irgendwann

wieder unter Kontrolle kriegen und uns nicht in Dinge hineinsteigern,

die dann zu einem Zerwürfnis von langer Dauer führen.

Romy 0:15:12

Hast du da irgendwie so ein Rezept, so ein Geheimrezept, wie man tatsächlich

sich wieder runterspulen kann oder den Kopf wieder einschaltet,

wenn man in so eine Wut oder in so einen Ärger hineinkommt?

Daniel 0:15:26

Das ist das Wunderbare, dass Gott uns in eine Perspektive seiner Sicht der Dinge hineinnimmt.

Dass er, der die ganze Welt nicht nur gemacht hat und im Blick hat,

sondern auch weiß, was alles kommt und was noch sein wird,

dass sozusagen unter dem Blickwinkel der Ewigkeit, so kann man es formulieren,

dann werden die Schwierigkeiten und Probleme und Sorgen, die wir haben,

doch sehr, sehr klein und sehr gering.

Und das ist meiner Meinung nach sehr wichtig und heilsam für jeden,

mal diesen Blickwinkel der Ewigkeit in sein Leben zu nehmen.

Und je öfter das ist, passiert, desto gelassener können wir leben.

Romy 0:16:09

Eine gute Bekannte von mir sagt, vom Mond aus betrachtet ist das alles nichts.

Also die ganzen Probleme, die wir haben, sind dann dahin.

Weil man sie einfach auch gar nicht mehr sieht und wahrnimmt.

Ja, es wäre, glaube ich, schön, wenn viele diese Gabe hätten,

da mal so aus sich herauszutreten und da eine andere Position einzunehmen.

Auf der anderen Seite denke ich, zumindest für mich, dass es ab und zu mal so

eine Entladung braucht vielleicht von Energien,

weil man sie an anderer Stelle einfach nicht gut genug, also weil man nicht rauskommt.

Also nur wenn man den ganzen Tag am Schreibtisch sitzt und keinen Sport macht.

Daniel 0:16:48

Unbedingt.

Romy 0:16:49

Dann sammelt sich das irgendwie so an und … Ja.

Daniel 0:16:54

Die Frage ist ja nur, wie kanalisiere ich sozusagen meine Gefühle und meine,

vielleicht meine Ärger, meinen Frust oder meine Wut?

Gehe ich Holzhacken oder schreie ich meinen Partner an?

Romy 0:17:07

Ja, das ist ein großer Unterschied. Das stimmt, ja.

Daniel 0:17:12

Also was für mich zum Beispiel auch ein wirklich schöner Ausgleich ist und mir

hatte das mal jemand anderes gesagt über mich,

dass ich das offensichtlich brauche und ich merke, dass mir das tatsächlich

gut tue, wenn ich Sport treibe und ich sozusagen dann auch körperlich in so

eine Erschöpfung reinkomme, wo ich merke, das ist dann einfach ein schönes Gefühl.

Ich denke, jeder, der Wort treibt, der merkt, dass es so gut ist,

sich schon mal so auszupowern und dann neue Kräfte, neue Energien zu sammeln,

die hoffentlich positiv und nicht negativ sind.

Romy 0:17:46

Was machst du für Sport?

Daniel 0:17:48

Ich spiele gern Volleyball.

Romy 0:17:49

Also bist du hier in den Volleyball-Sportvereinen? Ja, schön.

Daniel 0:17:53

Leider gibt es in Chitton keine Männermannschaft mehr, die von ihrer Größe her

so groß ist, dass wir miteinander trainieren könnten.

Deswegen fahren wir Glittner jetzt nach Mücker und spielen da mit den Mückschen zusammen.

Romy 0:18:07

Mit den Mücker-Männern? Ja. Okay.

Daniel 0:18:09

Also gelegentlich sind auch ein paar Frauen dabei, aber es sind 20 Prozent Männer.

Romy 0:18:15

Okay. Ja, dann an dieser Stelle ein Aufruf für alle Sportwilligen,

für die, die Volleyball spielen wollen, die Möglichkeit besteht.

Daniel 0:18:22

Ja, das wäre natürlich toll, wenn es in Glittner wieder zwei Mannschaften gäbe,

dass man da gut miteinander spielen könnte. Es gibt ja die Frauenmannschaft

und es gibt auch den Jugendclub, der immer noch Volleyball spielt,

auch jeden Mittwoch, soweit ich weiß.

In Klitten, aber eben nicht mehr vom Sportverein aus.

Romy 0:18:39

Und bist du noch in anderen Vereinen hier in Klitten aktiv?

Daniel 0:18:44

In Pletten nicht, aber in Nochten bin ich im Schwelerschäunenverein,

da bin ich auch im Vorstand, auch Gründungsmitglied.

Zusammen mit einigen Leuten, die wir gesammelt haben um die alte Fahrscheune

in Nochten, haben wir vor zehn Jahren da den Verein gegründet,

der sich da auf die Fahne geschrieben hat,

die Scheune als Begegnungsstätte, Kulturstätte zu nutzen und sich außerdem noch

mit der Geschichte von Norden zu befassen und da auch immer mal wieder was zu

veröffentlichen oder zu dokumentieren.

Romy 0:19:21

Und wie läuft das so? Was macht ihr so an Angeboten?

Daniel 0:19:24

Also wir haben ein Programm, das eigentlich mindestens jeden Monat in den warmen

Monaten, also ich sag mal von März, April bis Oktober,

September, Oktober mindestens jeden Monat ein Angebot da plant,

organisiert in der Scheune.

Romy 0:19:44

Und wie wird das angenommen?

Daniel 0:19:46

Ja, die Scheune ist nicht besonders groß. Wir haben eigentlich ja nur 30 Plätze.

Man kann sie auch nur ein bisschen erweitern.

Aber für Nochten reicht es und ich staune immer wieder, dass selbst zu solchen, sag ich mal,

zum Teil auch themenlosen Veranstaltungen wie Kaffee trinken oder so einen Nachmittag,

wo man einfach mal zusammenkommt oder auch zu Arbeitseinsätzen,

dass da immer Leute da sind.

Und oft ist der Tisch auch einfach sehr gut umsetzt. Okay.

Ja, dann sind schnell mal 10, 15, 20 Leute da und dann reicht es schon für die

Scheune. Aber wir haben auch ja größere Veranstaltungen.

Die größte ist das Hof- und Erntedankfest, wofür wir dann extra ein Feld aufstellen

und dann kommen mal locker 200, 300 Leute.

Romy 0:20:36

Ja, schön. Und wenn wir mal auf Klitten gucken, wo gibt es denn in Klitten so einen Begegnungsort?

Daniel 0:20:42

Ja, der wichtigste Begegnungsort in Klitten ist unser Friedhof,

der evangelische Friedhof.

Romy 0:20:49

Okay.

Daniel 0:20:50

Also wenn man niemanden treffen will, dann am sichersten dort.

Da ergeben sich eigentlich immer Gespräche und man kann einfach auf dem Friedhof

stehen oder eine Weile warten und da kommt schon irgendjemand.

Also im Winter jetzt weniger, aber wenn dann die Gieß und Pflanz und,

Ja, auch zu Trauerzeiten sind dann eigentlich immer Leute auf dem Friedhof.

Romy 0:21:14

Also wenn da so viel Begegnis ist, dann sind ja auch sehr, sehr viele Verstorbene

und die Zahl nimmt ja wahrscheinlich zu.

Daniel 0:21:22

Ne, nimmt ab. Nimmt deutlich ab. Tatsache? Mit der abnehmenden Bevölkerungszahl

nimmt natürlich auch die Zahl der Todesfälle ab.

Romy 0:21:30

Okay, ich meinte jetzt sozusagen, ich habe mich verhaspelt. Also die ältere

Bevölkerung geht wahrscheinlich tendenziell eher auf den Friedhof.

Um ihre Verstorbenen zu betrauern.

Und diese Bevölkerung, diese ältere werdende Bevölkerung, wird wahrscheinlich

noch mehr abnehmen, indem sozusagen noch mehr Menschen sterben, tendenziell.

Daniel 0:21:50

Die wächst ja nach.

Romy 0:21:53

Ja, sie wächst hoffentlich nach. Aber diese sehr alte Generation und die,

die sich dann auch um den Friedhof kümmert, die ihn sozusagen zu einem Begegnungszentrum

macht und die tendenziell auch in der Kirche ist.

Daniel 0:22:07

Ja, naja, das sind verschiedene Dinge. Die Bestattungskultur ändert sich.

Das heißt, selbst in Klitten haben wir seit diesem Jahr eine kleine,

aber immerhin eine Ungemeinschaftsanlage,

weil doch Angehörige nicht mehr schaffen oder nicht mehr können oder nicht mehr

wollen, sich 25 Jahre lang um die Grabstätte ihres Verstorbenen zu kümmern.

Romy 0:22:31

Oder auch gar nicht hier wohnen.

Daniel 0:22:33

Oder auch nicht hier wohnen. Das gibt es auch. und dadurch ändert sich natürlich

auch die Bestattungskultur.

Das heißt, wenn diejenigen dann sich nicht mehr selber um die Gräber kümmern,

sondern dann an eine Firma gegeben ist, die sich darum kümmert,

dann trifft man natürlich eher die Mitarbeiter der Firma auf dem Friedhof als die Angehörigen.

Romy 0:22:53

Wobei die sich auch mal über ein Päuschen freuen.

Daniel 0:22:57

Ja, aber dann kommt noch dazu, dass die Mitarbeiter,

die Jüngeren tatsächlich weniger in der Kirche sind.

Aber der evangelische Friedhof hat ja häufig sozusagen als Monopol-Friedhof.

Es gibt zwar noch einen zweiten Friedhof, aber bei uns kann jeder beerdigt werden.

Und deswegen ist der Friedhof natürlich für alle offen, nicht bloß für die konfessionell gebunden.

Die alterischere Kirche, die Johanniskirche in Clitten, die hat ja einen eigenen Friedhof.

Romy 0:23:29

Ah, okay. Und dort dürfen nur alte kärische Mitglieder mitmachen.

Nehmt ihr euch denn die Mitglieder weg?

Daniel 0:23:36

Nein. Wir freuen uns über jeden, der sich überhaupt noch taufen lässt,

der in einer Kirche sein möchte.

Und da ist es, ja, wir freuen uns.

Also mir geht es jedenfalls so, ich freue mich auch darüber,

wenn jemand zur Selk gehört oder wenn jemand von der Selk zu uns kommt.

Das ist inzwischen ein gutes Miteinander. Aus der ehemaligen Konkurrenzsituation,

in der die beiden Kirchen von Kletten über Jahrzehnte gesteckt haben,

sind wir doch sehr weit rausgekommen und haben inzwischen eine sehr gute Ökumene.

Romy 0:24:14

Das ist schön. Das heißt, ihr wechselt euch auch mit den Gottesdiensten ab oder

macht das trotzdem noch jeder in seinem Gotteshaus?

Daniel 0:24:19

Nein, das macht noch jeder. Aber wir haben inzwischen mehrere Gottesdienste,

die wir gemeinsam feiern im Jahr.

Romy 0:24:26

Welche sind das?

Daniel 0:24:28

Also zum Beispiel der Dankgottesdienst für den Erhalt von Klitten,

immer am ersten Sonntag im Februar.

Das ist ein, ja, seitdem der Bescheid kam 1990, dass Klitten stehen bleiben

darf und nicht dem Tagebau zum Opfer fällt, wird jedes Jahr dieser Dankgottesdienst

gefeiert und den feiern wir seit etlichen Jahren.

Also ich denke mal mindestens seit 17, 18 Jahren gemeinsam als gemeinsamer Gottesdienst.

Und dann haben wir auch die kleineren Festtage, wenn sie nicht auf den Sonntag

fallen, wie Epiphanias, 6. Januar.

Da haben wir eine gemeinsame Festbar, also ein Abend, Andacht,

Abendgebet in unserer Kirche.

Und zum Abschluss des Weihnachtsfestkreises am 2.

Februar, Maria Lichtmest, dann auch nochmal in unserer Kirche ein gemeinsames Abendgebet.

Und zum Aschermittwoch feiern wir gemeinsam in der Johanneskirche einen Gottesdienst.

Jetzt Buß- und Betag wird es wieder einen gemeinsamen Gottesdienst geben.

Der findet jetzt seit einigen Jahren für beide Gemeinden in der Johanneskirche statt.

Der Dankgottesdienst immer in der evangelischen Kirche. Und dann haben wir noch

den Seegottesdienst einmal im Jahr, der die letzten Jahre am Boxberger Ufer

stattfand. Da waren noch andere Gemeinden mit eingeladen.

Als ein größerer, überregionaler Gottesdienst.

Und ich freue mich sehr, dass es wieder ein Dorffest in Klitten gibt,

das Heimatfest seit der 800-Jahr-Feier.

Letztes Jahr ist es nicht zustande gekommen, aber dieses Jahr wieder und nächstes

Jahr soll es auch wieder ein geben, ein Fest.

Und auch da feiern wir einen gemeinsamen Gottesdienst.

Und schließlich auf dem Monumentberg zum Pfingstmontag ein gemeinsamer Gottesdienst

mit mehreren Gemeinden der Region.

Romy 0:26:25

Das hört sich nach einem vielfältigen Programm an. Also viele Veranstaltungen.

Daniel 0:26:30

Ja, das sind ja nur die gemeinsamen.

Romy 0:26:32

Ja, genau. Nur die gemeinsamen und dann hat jeder sozusagen noch seine Einzelnen.

Das heißt, all diejenigen, die gläubig sind, aber auch die, die nicht gläubig

sind, können an diesen Aktivitäten und Festivitäten teilnehmen und auch die

Kirche besuchen. Jederzeit.

Daniel 0:26:47

Ja, wir haben die Evangelische Kirche ist Auch eine offene Kirche,

jetzt wieder neu in der wärmeren Jahreszeit, also auch so von März bis Oktober,

steht die Kirche von 9 bis 18 Uhr offen.

Und wir freuen uns, dass tatsächlich immer wieder Leute da mit einer Kerze anzünden,

einfach zum Gebet reinkommen oder sich da umschauen oder die Stelle anzünden.

Genießen.

Romy 0:27:13

Wie kann man sich denn den Tagesablauf eines Pfarrers vorstellen?

Daniel 0:27:17

Ja, der Tag ist jeden, also jeder Tag ist anders. Das ist das Spannende, finde ich.

Natürlich schleift sich mit der Zeit auch immer ein gewisser Rhythmus ein,

selbst wenn man noch so viel dagegen versucht zu unternehmen.

Wir brauchen ja auch einen Halt, eine Liturgie, ein Geländer in unserem Leben.

Ansonsten würden wir, glaube ich, viel schneller verrückt werden,

wenn wir das nicht hätten.

Und ja, unser Tagesablauf in der Familie orientiert sich natürlich,

seitdem die Kinder in der Schule sind, aber auch schon davor sehr stark an den Kindern.

Also zuerst um sechs die Kinder wecken und dort Frühstück machen und sie dann

zum Bus begleiten oder zum Bus schicken.

Und dann sich den Aufgaben widmen,

die so hereinflattern, also in Form von E-Mails meistens, aber auch WhatsApps

oder irgendwelche anderen Social-Media-Geschichten, wo man da irgendwie mal

drauf reagieren muss oder antworten muss.

Oder es gibt einfach vorgegebene Termine, die anstehen für irgendwelche Veröffentlichungen,

Bekanntmachungen und ja, aktuell sitze ich gerade dran. das Amtsblatt Boxberg, die Informationen,

zu korrigieren und zusammenzustellen, was die kirchlichen Informationen angeht,

und den Gemeindebrief mit Informationen und Fotos und so weiter zu bestücken.

Romy 0:28:45

Das ist die Aufgabe des Pfarrers?

Daniel 0:28:47

Naja, es ist nicht die Aufgabe des Pfarrers. Also es sind viele Dinge,

die ich tue, sind mir entweder zugewachsen oder liegen zum Teil eben auch.

Und es liegt manchmal daran, dass ich über manche Termine besser Bescheid weiß als manche andere,

sodass ich dann eben nochmal drüber gucke oder dass ich bestimmte Zusammenstellungen

mache oder so, wo wir uns dann vorher zusammengesetzt haben und sagen,

du kümmerst dich um das, du um das und dann fällt natürlich für mich auch immer noch was ab.

Und dann im Laufe des Vormittags, das ist auch jeden Tag anders,

entweder ist Vormittag das Büro geöffnet, dann habe ich natürlich mit unserer

Gemeindesekretärin oder mit unseren beiden Gemeindesekretärin dann zu tun,

Aufgaben abzustimmen und Dienstberatung, was da so ist.

Dann ist manchmal der Weg zum Konvent, zum Fahrkonvent.

Romy 0:29:43

Was bedeutet das?

Daniel 0:29:44

Das ist die regelmäßige Versammlung der Pfarrgeschwister, also der Personen,

die im Pfarrdienst sind in unserem Kirchenkreis.

Treffen wir uns einmal im Monat, immer an einem Mittwoch, in unterschiedlichen Orten.

Ja, oder Pfarrergebetskreis zum Beispiel. Da gibt es wieder einige von den Pfarrgeschwistern,

die da nochmal hier in unserer Region extra zusammenkommen,

sich zum Gebet und zum Bedenken von theologischen und politischen und weltlichen

Fragen sich da auszutauschen.

Auch immer an unterschiedlichen Orten, mal sind wir auch Gastgeber.

Romy 0:30:23

Und das ist aber ein geschlossener Kreis dann sozusagen von den Pfarrer,

Pfarrbrudern oder Schwestern?

Daniel 0:30:28

Ja, es können natürlich noch andere Fahrer dazukommen, aber es ist jetzt nur

für Fahrer, ja. Oder Fahren, genau.

Romy 0:30:33

Und habt ihr ein solches Gespräch mit geistlichem Hintergrund in Bezug auf Politik

und Gemeinwesen schon mal mit der Öffentlichkeit geführt?

Daniel 0:30:43

Welche Öffentlichkeit?

Romy 0:30:44

Na, mit der breiten Öffentlichkeit. Also wenn ihr euch sozusagen als Pfarrer

dazu austauscht, fließt das ja sicherlich irgendwie in die Gottesdienste mit ein.

Aber so eine Art Gesprächskreis oder Diskussionsrunde mit den Bürgern von Klitten

in deinem Fall wäre vielleicht auch mal ganz spannend.

Daniel 0:31:05

Da haben wir die unterschiedlichsten Gesprächsformate, sag ich mal.

Also von Bibelstunden, wo das manchmal auch Thema ist,

bis hin zu einem Abend im Ehepaarkkreis zum Beispiel oder also unsere Gebetskreise

nutzen wir oder die Gebetsversammlung nutzen wir nach Möglichkeit nicht für solchen Austausch,

dass dann eben auch noch Zeit zum Gebet bleibt.

Manchmal gibt es auch Gesprächsabende, aber die sind immer zu einem bestimmten Thema.

Entweder laden wir uns jemanden ein oder es gibt eben das Thema, was so gebracht wird.

Und dann gibt es im Rentnerkreis auch manchmal Austausch über Themen oder über

das, was so verschiedene Leute bewegt, die da kommen.

Aber was es nicht gibt, was vielleicht auch eine Idee wäre oder mal eine Anregung,

so eine Art runden Tisch mal wieder zu etablieren, wie er in der Wendezeit auch

war und ich fand das auch eine sehr gute Sache, dieser runde Tisch,

den wir 2015 in Boxberg hatten,

also in der Gemeindeverwaltung, als es um die Flüchtlingsunterkunft in Boxberg ging,

dass es da aus den verschiedenen Bereichen, da Leute zusammen saßen,

sich darüber ausgetauscht haben, wie es läuft, wie kann es besser laufen und

sich auch gegenseitig informiert haben aus den unterschiedlichsten Bereichen.

Wer was wie auffasst oder wie was ankommt, wie die Öffentlichkeitsarbeit ist

und wie die Dinge, die da passieren, auch dargestellt werden oder sich in die

Öffentlichkeit transportieren.

Das fand ich einen sehr fruchtbaren und sinnvollen runden Tisch, den es damals gab.

Der hieß zwar nicht so, aber es war quasi einer.

Aber ich glaube, sowas lässt sich immer am besten etablieren,

wenn es einen konkreten Anlass gibt.

Also wenn eine bestimmte Notsituation ist oder wie zur Wendezeit,

wenn man wissen wollte, wie geht es jetzt weiter, dann sind die Leute eher bereit, zu sowas zu kommen.

Wir hatten solche relativ lockeren, aber auch meistens mit einem Thema verbundenen

Austauschkreis mit einem Männerkreis.

Der ist eigentlich mit Corona eingeschlafen. Also davor dümpelte er schon ein

bisschen rum. Wir waren manchmal bloß zu zweit oder zu dritt oder zu viert.

Da haben sich wenig Leute dafür interessiert, wenig Leute einladen lassen,

obwohl das für alle möglich war.

Und in der Corona-Zeit hat dann Pastor Krause von der adlodrischen Gemeinde

dann einen Kreis angefangen, den es bis jetzt noch gibt,

um auch solche Themen politischer Natur oder was auch immer gerade im Schwange ist,

auch theologisch zum Teil zu bedenken.

Romy 0:33:56

Also so eine Art Stammtisch mit theologischem Hintergrund, das ist super.

Und ist das wirklich bekannt? Wenn ich das Amtsblatt durchblättere,

dann kommen auf den letzten Seiten die Kirchennachrichten.

Und dann kommt dieses Kirchenblatt, der Gemeindebrief.

Wenn ich jetzt aber nicht kirchlich bin, dann blätter ich ja darüber hinweg.

Weil es geht mich nichts an.

Wissen sozusagen die Leute von Klitten wirklich Bescheid, dass es diesen in

Anführungsstrichen Stammtisch gibt, wo man sich da zusetzen kann?

Daniel 0:34:29

Naja, ich glaube, der Stammtisch der lutherischen Gemeinde ist nicht öffentlich,

habe ich so den Eindruck.

Das ist ein bestimmter Kreis inzwischen, der sich da etabliert hat,

die sich da auch gefunden haben.

Aber es ist jetzt nicht so, sonst würden sie sich vielleicht auch in der Kneipe

treffen. Also das haben wir zuletzt auch gemacht mit dem, das war mein Ansinn,

dass wir wirklich einen Männerstammtisch etabliert haben, der sich auch tatsächlich

in der Gaststätte trifft.

Und da war das Problem, dass es dann eben in Klitten keine Gaststätte mehr gab.

Wir haben uns die letzten Male in goldenen Tropfen getroffen.

Aber ja, das ist eben keine richtige Gaststätte, wo es Publikumsverkehr gibt.

Das stört auch manchmal das Gespräch, wenn dann verschiedene Tische dann auch

so laut reden, dass man dann auch an unserem Tisch dann nicht mehr richtig verstehen

konnte, was der Gesprächspartner gesagt hat.

Also im Bierstübel haben wir das gelegentlich gemacht. Das gibt es ja jetzt

wieder. Ja, und seit es es wieder gibt, weiß ich immer noch nicht genau,

wann es wirklich geöffnet hat.

Romy 0:35:29

Freitag 16 Uhr?

Daniel 0:35:31

Jeden Freitag?

Romy 0:35:31

Jeden Freitag 16 Uhr. Das ist meine Info.

Daniel 0:35:33

Dann wäre das ja vielleicht mal eine Überlegung wert, da wieder einen Männerstammtisch

zu etablieren oder überhaupt so eine Gesprächsrunde.

Romy 0:35:45

Also hast du das Gefühl, dass es wirklich fehlt?

Daniel 0:35:49

Nee, sonst hätte ich es vielleicht schon angeschoben.

Aber miteinander zu reden ist immer gut. Es ist nur, ich weiß noch nicht genau,

in welche Richtung dann auch die Gespräche gehen.

Wenn die Gespräche nicht angeleitet sind, kommt man entweder ganz schnell vom

Hundertsten ins Tausendste,

was dann manchmal entweder keinen Abschluss findet oder auch zu nichts führt am Ende,

außer dass man irgendwelche Meinungen geäußert hat.

Und dann weiß man dann auch beim nächsten Mal schon ziemlich schnell,

aha, der denkt so, der denkt so.

Und dann ist die Frage, ob es dann wirklich noch ein echtes Gespräch geben kann

oder ob man sich bloß Argumente an den Kopf haut. Und auf sowas habe ich keine Lust.

Sonst kann es kein echtes Gespräch geben.

Romy 0:36:49

Löchrig wird, sagen wir es mal so, dann macht es doch Sinn, nochmal mit mir ins Gespräch zu gehen.

Daniel 0:36:56

Ja, dann wäre es noch ein echtes Gespräch, wenn das so wäre.

Also wenn ich bereit bin, mir das nicht nur anzuhören, was der andere sagt,

sondern auch mich ins Nachdenken zu bringen und zu gucken, ist da wirklich was

dran? Hat er recht? Stimmt das? Und so weiter.

Und dann kann ich mir auch die Position des anderen auch annehmen oder ich selber auch korrigieren.

Ist ja keiner fehlerfrei und auch jeder hat seine bestimmte Sicht auf die Dinge.

Jeder hat auch andere Informationsquellen.

Und da gäbe es einen richtigen Austausch und dann würde es auch Gespräch geben.

Aber wenn ich von vornherein sage, ich habe meine feste Meinung und ich möchte

da auch nicht dran rütteln und ich will das bloß dem anderen sagen und der andere

kann mir zwar auch was erzählen, aber das nehme ich mir nicht an,

dann ist es kein Gespräch.

Romy 0:37:40

Gesetz im Fall, ich habe diese Meinung oder ich nehme diese Meinung als Schutzschild

und muss sozusagen dieses Schutzschild vor mich hertragen,

damit ich selber nicht ins Wanken gerate oder vielleicht auch nach außen stabil

wirke und sage sozusagen, ich habe diese feste Meinung.

Also kann das sein, dass Menschen diese Meinung vor sich hertragen,

obwohl sie möglicherweise im Gespräch überzeugt werden, nicht überzeugt werden,

sondern obwohl im Gespräch es möglich wäre,

mit ihnen einen anderen Weg aufzuzeigen oder ihnen einen anderen Weg aufzuzeigen.

Daniel 0:38:20

Ja, aber es ist die Frage, ob so ein Mensch bereit ist, sich tatsächlich auf

ein Gespräch einzulassen.

Sag ich mal, ob so ein Mensch zum Beispiel zu einem Stammpitisch wirklich gehen würde.

Romy 0:38:31

Ach so, du meinst, dass die Menschen, die feste Meinung haben.

Daniel 0:38:34

Auf den Tisch hauen und sagen, das ist meine Meinung, das sollte alle hören

und jetzt gehe ich wieder.

Romy 0:38:41

Ja, und selbst wenn Sie das tun, okay, dann kommt es zwar zu keinem Gespräch,

aber dann haben Sie ein Ventil geöffnet.

Daniel 0:38:49

Um Ihren Frust abzulassen?

Romy 0:38:51

Um Ihren Frust abzulassen, genau.

Daniel 0:38:52

Das machen die Leute pausenlos. Ãœberall, habe ich den Eindruck.

Dafür braucht man kein Format bilden. Was ich so mitkriege, lassen die Leute

überall gerne ihren Dampf ab.

Romy 0:39:05

Vielleicht, weil ihnen keiner wirklich zuhört und sie ernst nimmt und weil sie

das Gefühl haben, dass man mit ihnen nicht mehr reden will, weil man denkt,

dass sie eine verhärtete Meinung haben. Das meine ich mit diesem Schutzschild.

Ich muss das jetzt irgendwie sagen und ich muss mich sozusagen jetzt mit diesem

Schild hinstellen, damit ich überhaupt mal gesehen werde und kriege dann aber

die Rückmeldung, ich will dich eigentlich gar nicht sehen, weil du dieses Schild vor dir herträgst.

Bin ich so verklauseliert?

Daniel 0:39:33

Nee, ich verstehe das schon, aber ich glaube nicht, dass das tatsächlich so bei den meisten so ist.

Also in den vielen Gesprächen, die ich täglich führe, erscheint es mir nicht

so, dass jemand nur ein Schutzschild vor sich herträgt und da nicht hinterfragt werden möchte.

Und da hinterfragt werden möchte, sozusagen. Sondern sind doch,

also was mir so begegnet ist, Menschen doch mit einer ziemlich festgelegten Meinung.

Und bekomme da eher den Vorwurf, dass ich sozusagen zu einseitig bin oder mich

da nicht richtig informiere oder falsch informiere.

Romy 0:40:12

Kann man sich denn überhaupt falsch informieren? Also aus meiner Sicht ist es

schon super, dass man sich überhaupt informiert.

Also man könnte ja sich so zurückziehen und sich komplett aus dieser Welt abmelden.

Aber man kann auch die Möglichkeiten der Information nutzen,

unabhängig davon, wo sie jetzt herkommen. Aber sind sie denn falsch?

Daniel 0:40:33

Wenn man sich nicht falsch informieren kann, gäbe es keine Fake News.

Natürlich gibt es falsche Nachrichten.

Romy 0:40:39

Ja, es gibt falsche Nachrichten, aber...

Daniel 0:40:42

Und deswegen kann man sich auch falsch informieren, wenn man den falschen Nachrichten glaubt.

Das heißt, die Nachricht muss ja nicht unbedingt falsch sein,

aber sie kann in einem falschen Kontext gestellt sein und damit wird sie falsch

oder in eine bestimmte Richtung hingedeutet oder ausgelegt.

Romy 0:40:58

Und woher weiß ich denn, dass das der Fall ist?

Also wenn ich als Normalbürger Radio höre, Zeitungen lese, Fernsehen gucke,

mich über irgendwelche Internetkanäle informiere,

woher weiß ich, dass die Information, die ich bekomme, ohne wirklich viel Zeit

und Energie da hineinzustecken, eine wahre oder eine falsche Information ist?

Daniel 0:41:23

Das kann ich nicht einfach so wissen, weil diese Nachrichten ja darauf angelegt

sind, Menschen davon zu überzeugen, dass sie richtig sind.

Romy 0:41:33

Und wenn das der Fall ist, dann kann es ja durchaus sein, dass deine Nachrichten die falschen sind.

Also Gesetz im Fall, du guckst einen Nachrichtenkanal und ich gucke einen anderen.

Daniel 0:41:43

Ja, das hängt aber meiner Meinung nach sehr von dem Weltbild ab, das ich habe.

Also jeder Mensch hat bestimmte Lebenserfahrungen und bestimmte Dinge gehört, gelernt,

kennt sie aus der Geschichte oder weiß sie, wenigstens von der Schule oder aus

der Literatur oder aus den Dingen, die den Menschen zu dem gemacht haben, der er jetzt ist.

Und mit seinem Weltbild, mit seinem Standing, wie man sagt, jetzt in dieser,

ja sozusagen sich eine Nachricht anhört, ansieht, liest und bildet sich sozusagen dann sein Urteil.

Also meiner Meinung nach ist das eigentlich nichts anderes als das,

was wir in der Theologie treiben.

Also das Studium der Theologie bereitet einen Menschen, der Theologie studiert, darauf vor,

sich mit den verschiedensten Nachrichten, jetzt übertragen, verschiedenen Ansichten,

Auslegungen auseinanderzusetzen.

Und die sind zum Teil wirklich völlig konträr entgegengesetzt.

Und woher weiß ich denn als Studienanfänger, was nun die richtige Auslegung

ist und was die falsche ist?

Kann ich nicht wissen. Dafür brauche ich wenigstens diese sechs Jahre lang Theologiestudium,

um mich zu bilden, zu reifen und zu erkennen,

was hat sozusagen die größte Glaubwürdigkeit und was kann ich anhand von den Mitteln,

die Auslegungsmöglichkeiten, Also theologisch lernt man gewisse Techniken,

also zum Beispiel Sprachen lernt man und Zusammenhänge,

man lernt Bibelkunde, man lernt Philosophie,

dass man die unterschiedlichen Dinge.

Welche Systeme und auch Herangehensweisen, unterschiedlichen Weltsichten,

Weltanschauungen miteinander ins Gespräch bringt.

Aber nicht so in dem Sinne, dass ich jetzt nur der weise Betrachter von außen

bin, der das dann alles beurteilt und dann sagen kann, ah, das ist richtig und das ist falsch.

So nicht, sondern ich bin ja selbst Teil des Systems.

Und muss mich deshalb zuallererst immer selbst hinterfragen,

ob ich mit dem, was ich gerade denke und glaube und sehe, richtig liege. Und das...

Romy 0:44:09

In meiner eigenen Welt.

Daniel 0:44:11

Ja, genau. Und das macht dann letztendlich, sag ich mal, den Theologen zum Theologen,

dass diese Erfahrung oder diese Erkenntnis oder diese Bildung,

die man im Laufe des Studiums erworben hat und zusätzlich noch mit dem,

meiner Meinung nach, ganz wesentlichen Faktor, der da eine Rolle spielt,

das Zwiegespräch mit Gott,

der wirklich, von dem ich glaube, dass es, ist,

dass Jesus Christus die Wahrheit ist, dass mir dadurch in seinem Lichte bestimmte

menschliche Weisheiten und Wahrheiten auch nochmal anders aufgehen oder ich erkenne,

was richtig und was falsch ist. Manchmal gibt es auch kein richtig und falsch.

Da muss man sogar gegensätzliche Dinge stehen lassen, weil sie sozusagen in

einem anderen Niveau gehoben.

Da sind wir wieder bei der Betrachtung der Dinge angesichts der Ewigkeit,

dass wir dann auf eine andere Erkenntnis kommen und sehen, was jetzt hier widersprüchlich scheint,

was gar nicht zusammengeht, ist eigentlich nichts anderes als die gleiche Sache

von zwei unterschiedlichen Standpunkten aus betrachtet.

Also nicht so in dem Sinne, dass die Wahrheit immer dazwischen liegt oder in der Mitte ist,

sondern dass ich es jetzt noch nicht erkennen kann,

was sozusagen der Weg ist oder das Zielführende, wenn ich diese und diese Ansicht

teile oder für wahr halte.

Romy 0:45:46

Also müsste ich eigentlich immer davon ausgehen, dass da andere auch Recht haben könnte?

Daniel 0:45:51

Natürlich, klar. Nur das macht ja ein Gespräch sinnvoll.

Also wenn ich davon ausgehe, dass der andere sowieso kein Recht hat und nur

ich richtig liege, ist das der Tod für jedes echte Gespräch.

Romy 0:46:03

Ja, da gebe ich dir recht. Und ich finde tatsächlich, dass diese,

also wie du das ja auch schon gesagt hast, dass diese Gespräche miteinander,

dieser Austausch miteinander und diese Streiten wirklich ein bisschen,

also ein bisschen sehr abgenommen hat.

Also sehr abgenommen hat, wirklich. Und dass die Leute sich auf ihre Position

zurückziehen, was sehr, sehr schade ist, weil man dann in seiner Blase bleibt.

Und sich nur um sich selber dreht, im weitesten Sinne.

Und damit verfestigt sich natürlich mein Weltbild und meine Meinung,

weil alle, mit denen ich mich beschäftige, die gleiche Meinung haben.

Und das bringt mich ja nichts voran.

Von da ist es wichtig, dass man mit anderen in den Austausch tritt.

Daniel 0:46:44

Ja, aber wie gelingt es in einer Social-Media-geprägten Welt,

von einer Blase in die andere hineinzukommen?

Wenn mir Algorithmen schon das nächste Thema vorschlagen, weil ich gerade irgendeine

Sache gelesen habe, die ich vielleicht nochmal aufgerufen habe, um sie nochmal zu lesen,

sagt dann der Algorithmus des Handys oder des Computers schon,

aha, dafür interessiert sich der Leser, also kriegt er eine ähnliche Nachricht

nochmal und dann kommt man immer tiefer in eine gewisse Richtung hinein,

verfestigt gewissermaßen seine Position und wenn ich nicht den Überblick habe über die Dinge,

steigere ich mich in eine Sache hinein, die ich für wahrhalte und genau aus

diesem Grund gibt es zum Beispiel Sekten oder Sondergemeinschaften,

doch christliche, genauso sind die entstanden, dass sich jemand gedacht hat,

die und die Sache scheint doch die richtige zu sein, die verfolge ich weiter

und bleibe da dran und hat sozusagen dann alle Dinge, die dieser Mensch sonst

noch wahrgenommen hat, in dieses.

Vorgefertigte Weltbild dann eingebettet und hineingeprägt, sodass dann eine

ganz eigene Richtung und eine eigene Linie entstanden ist. Sehr gefährlich.

Aber wir haben im Studium zum Beispiel auch gelernt, wie man Sekten gründen kann. Ernsthaft? Ja.

Das ist eine sehr, sehr lukrative Geschichte, weil es unheimlich erfolgreich

ist und auch zu sehr viel Anerkennung und Vermögen führt.

Aber das will ich auf keinen Fall. Aber die Gefahr ist natürlich da.

Die Gefahr ist auch besonders groß und die Bibel sagt, dem viel anvertraut ist,

von dem wird auch viel gefordert.

Also wer sozusagen weiß, wie es geht und das dann sozusagen für sich benutzt,

um selbst einen Vorteil davon zu haben, in irgendeiner Richtung,

der steht nochmal in einem anderen Gericht oder in einer anderen Verantwortung als jemand,

der von all dem keine Ahnung hat und dann nur quasi ein Mitläufer ist.

Romy 0:48:54

Also Mitläufer trifft keine Schuld?

Daniel 0:48:57

Doch, natürlich auch. Aber nicht so eine große wie derjenige, der andere verführt.

Romy 0:49:02

Also es scheinen sich ja sehr, sehr viele Menschen verführen zu lassen.

Daniel 0:49:07

Ja, schon immer.

Auch nichts Neues.

Romy 0:49:10

Nee, das ist auch nichts Neues, aber irgendwie wird es in dieser Zeit noch,

also es wirkt irgendwie,

also es fühlt sich intensiver an, aber vielleicht liegt das an der Informationsflut.

Daniel 0:49:28

Ich würde sogar sagen, dass aufgrund der vielen möglichen Informationen die

Gefahr ist, sich in eine bestimmte Richtung verführen zu lassen, geringer ist.

Wir können uns heute in tausend verschiedene Richtungen verführen lassen.

Das ist meiner Meinung nach nicht so gefährlich, wie wenn man aufgrund von Mangel

an Medien oder Gleichschaltung oder wie auch immer man das bezeichnen will,

alle in eine Richtung nur verführt werden.

Romy 0:49:57

Ich sehe den Punkt, aber ich muss nochmal drüber nachdenken.

Ob das jetzt, also ja, ich verstehe, diese Einseitigkeit kann prekärer sein

als diese Vielfalt der Versuchung.

Daniel 0:50:09

Denn wenn wir nicht alle einig sind, haben diese eine größere Macht,

als wenn alle zersplittert sind.

Romy 0:50:16

Ja, aber diese Zersplitterung, also wenn wir jetzt mal von der Zersplitterung

von Familien ausgehen, weil sich Familienmitglieder von verschiedenen Sachen

verführen lassen, führt das ja im Prinzip auch zu einer Zersetzung des gesellschaftlichen Systems.

Daniel 0:50:30

Ja, richtig. Das stimmt.

Romy 0:50:32

Und das sehe ich nämlich kritisch.

Daniel 0:50:34

Das kann man bedauern. Das machen auch viele. Gerade diejenigen,

die mal einen größeren Zusammenhang der Gesellschaft erlebt haben und gesehen

haben, es hat auch Vorteile, wenn sich Nachbarn helfen.

Und wenn man auf Du und Du mit allen ist und eine schöne Gemeinschaft und man

kann sich auch baden in der Menge, Aber es hat eben auch ein gefährliches Potenzial.

Dass zum Beispiel diese Gesellschaft dann eben auch geschlossen ist.

Wie ein, sag ich mal, wie ein sorbisches Dorf, was keine Schlese reinlässt.

Man sagt, wir sprechen hier sorbisch und dass du jetzt dein Haus verloren hast

und woanders wohnen musst, ist nicht mein Problem. Geh weiter.

Wenn es viele kleine Blasen gibt, statt einer großen, sag ich mal,

dann wird einer, der auf der Flucht ist zum Beispiel, irgendwo eine kleine Blase

finden, die ihn aufnimmt.

Das ist für den Einzelnen immer besser. als eine sehr homogene,

zusammenhaltende Gesellschaft.

Romy 0:51:32

Also das ist wirklich ein interessanter Blickwinkel aus deinem Mund.

Also das klingt vielleicht blöd, aber damit hätte ich jetzt wirklich überhaupt nicht gerechnet.

Also ich hätte eher so gedacht, dass die Kirche und die Christen so ein großes

Ganzes sind sozusagen mit Mitgefühl. Ich bin evangelisch.

Daniel 0:51:52

Ich komme sozusagen schon aus einer Splittergruppe. Ich bin nicht römisch-katholisch,

der sozusagen die Einheit und die Universalität und so betont,

der sagt, wichtig ist, dass alle dem Papst folgen. Nee, das sage ich nicht.

Finde ich auch nicht gut, wenn alle dem Papst folgen.

Romy 0:52:10

Ja, gut, dass wir miteinander reden. Das ist immer wieder spannend.

Daniel 0:52:16

Also die Renaissance-Zeit und die Reformation war im Prinzip ja die Keimzelle

für den Individualismus, den wir heute so stark erleben.

Und das ist nicht nur schlecht.

Hat zwar auch viele Nachteile, klar, ganz klar. Aber die Nachteile kennt jeder.

Deswegen wollen ja so viele den Zusammenhalt der Gesellschaft und bemühen sich mehr Gemeinschaft.

Und ich finde es auch richtig, dass die Gesellschaft sich nicht,

Also, dass die verschiedenen kleinen Blasen sich nicht selbst genügend sind,

sondern eben den Kontakt zu den anderen kleinen Blasen suchen.

Und dafür sollte es auch immer wieder Räume und Möglichkeiten geben.

Aber bitte nicht alle unter eine große Blase oder in eine große Blase hinein.

Romy 0:53:02

Interessant. Ich habe mal ein Bild gesehen zum Thema Inklusion.

Und da ging es auch um diese unterschiedlichen Blasen, unterschiedliche Menschen.

Die einen sind behindert, die anderen sind nicht behindert.

Und dann muss man sozusagen gucken oder man will gucken, wie man die irgendwie

miteinander zusammenbringt.

Und dann hat man diese große Blase, wo die Beeinträchtigten und die nicht beeinträchtigten

Menschen zusammen sind, aber sie haben sich sozusagen noch nicht vermischt und

noch nicht ihre eigenen kleinen Grüppchen gebildet.

Das heißt, das ist noch keine Inklusion, nur weil man unter einem Dach lebt,

sondern man muss natürlich auch schon miteinander interagieren und ins Gespräch

kommen und sich austauschen über die Erfahrungen und Erlebnisse.

Und dann wird es zu einer wirklichen Inklusion.

Dieses Bild fand ich spannend. Und das passt eigentlich auch zu dem, was du gesagt hast.

Nur diese große Blase zu haben, gaukelt uns vielleicht auch Glückseligkeit vor.

Es ist wichtig, dass jeder individuell ist und seine einzelnen Anschlusspunkte

findet und die aber auch immer wieder... Und auch seine eigene Meinung haben darf. Genau.

Und das aber auch immer wieder miteinander interagieren darf und dass man sich

austauschen kann und muss sogar. Ja, genau.

Das ist ja... Ja, das ist interessant. Das muss ich mir, glaube ich, auch nochmal aufmalen.

Spannend.

Daniel 0:54:22

Ja, du hattest ja gefragt, was macht ein Pfarrer so? Wie sieht der Fahralltag aus?

Unter anderem über solche Dinge nachsinnen und sich mit anderen unterhalten.

Aber es gibt eben auch noch ganz viele äußerliche Dinge. Wir sind als Pfarrer

auch Veranstaltungsmanager in einer gewissen Weise, dass wir Dinge vorbereiten, vorplanen.

Natürlich kann man sagen, kann auch jeder andere machen. Aber irgendwie ist

das so eine Aufgabe, die mir immer wieder zufällt.

Und es macht mir auch Freude, mit anderen Dingen vorzubereiten,

zu planen, zu gestalten, mitzuwirken.

Aber es sind eben nicht nur die Veranstaltungen, sondern es sind auch die regelmäßigen

Treffen, also Räume zu schaffen, wo Menschen sich begegnen können,

wo Menschen sich austauschen können.

Insofern ist es tatsächlich auch politisch es ist immer die Frage,

wer dann kommt und ob sich die Leute tatsächlich einladen lassen,

gerade wenn Kirche davor steht,

da haben ja auch manche tatsächlich ein Problem damit ich weiß nicht,

ob das ein Problem ist nicht nur Pfarrer, also als landeskirchlicher Pfarrer

bin ich eben nicht nur Pfarrer für unsere Gemeindeglieder, die sich,

eingeschrieben haben und dazu halten sag ich mal, sondern eben für alle da,

das ist das alte Prinzip Und das wird natürlich zunehmend schwieriger,

je weniger Pfarrer wir werden.

Und das liegt auch mit der geringer werdenden Gemeindegliederzahl zusammen.

Romy 0:55:52

Wie finanziert sich das denn generell? Wenn die Gemeindemitglieder schrumpfen,

weniger werden, werden dann eure Pfarrstellen...

Abgezogen oder noch mehr zusammengelegt oder wie funktioniert das dann?

Daniel 0:56:06

Also wir haben einen gewissen Bestandsschutz noch, dass diejenigen Fahrer,

die schon länger auf einer vollen Stelle sind, auch noch da bleiben können.

Alle zehn Jahre gibt es nochmal so eine Überprüfung, ob das miteinander immer

noch gedeihlich ist zwischen Gemeinde und Fahrperson oder ob man vielleicht

doch andere Wege gehen will, nicht mehr gemeinsam.

Und wenn sich aber irgendjemand bewegt, also sei es die Pfarrstelle wechselt,

weg geht, weg zieht, in den Ruhestand tritt oder krank wird dauerhaft,

dann wird diese Pfarrstelle nochmal überprüft.

Und wenn, bei uns ist es zur Zeit im Kirchenkreis so, dass 1200 Gemeindeglieder

für eine 100%-Pfarrstelle nötig sind.

Und das heißt, hier für unsere Gemeinden gesprochen, meine Frau und ich haben

de facto schon lange keine 100%-Stelle mehr, auch wenn wir noch auf dieser 100%-Stelle sitzen.

Romy 0:57:04

Wie kann man denn mehr Menschen für die Kirche begeistern, ob jung oder alt

ist, ist er jetzt mal dahingestellt?

Daniel 0:57:11

Ja, das frage ich mich fast jeden Tag. Also es ist natürlich schwierig in einer

Zeit, in der so eine Institutionsmüdigkeit herrscht.

Kirche ist natürlich auch Institution und damit schon allein mit diesem Begriff

und auch mit der Tatsache viele Menschen Probleme.

Also sie treten nicht in Parteien ein, weil es Institutionen sind.

Sie treten nicht in Vereine ein, weil es Institutionen sind.

Sie treten nicht in irgendwelche anderen verfassten Dinge ein.

Weil sie sagen, also es gibt ja auch Leute, die treten sogar aus einem Staat

aus, wären Reichsbürger oder so, weil sie sagen, diese Institution bitte nicht,

ich hätte gerne was anderes.

Aber ganz institutionslos, ganz ohne Rahmen können wir, glaube ich,

nicht so miteinander so viel erreichen und so viel tun, wie wir es tun können.

Natürlich kann man auch ganz anders denken, aber es ist dann sehr, sehr unverbindlich.

Und man muss im Prinzip, das ist glaube ich die größte Schwierigkeit,

jemanden erstmal überzeugen davon, dass die Institution, wie sie auch heißt,

erstmal nichts Böses ist.

Dass sie einen gewissen Rahmen bietet, in dem man sich entfalten kann.

Aber wem das schon zu eng ist, den wird man nicht begeistern können,

einen Verein oder eine Kirche oder sonst wie hineinzugehen und sich da einzubringen.

Eine ganz andere Schiene ist es, aber eine ganz andere Frage,

wie kann ich Menschen vom Glauben begeistern?

Und da sind wir wieder bei dem Punkt, den wir am Anfang schon hatten.

Wenn es Menschen sehr gut geht und unabhängig leben, den Blick für die Ewigkeit

nicht haben oder verloren haben.

Den kann man auch nicht braucht man nicht mit Gott kommen und sagen es gibt

aber noch mehr als das was du erlebst und siehst und.

Es geht ja auch nicht darum irgendwelche philosophischen Dinge sich da einzulassen

und dass man das erstmal alles verstehen und durchdenken muss und dann kann

man sich seine Meinung bilden ob ich das auch so sehen kann und erst dann kann ich mich taufen lassen.

Manche gehen ja so heran und sagen, naja, das gibt mir nichts oder das bringt

mir nichts oder das sehe ich nicht so und lassen sich dann abschrecken. Aber eigentlich ist es.

Ist das schon ein verkehrter Ansatz. Aber es ist wirklich fast inkompatibel

geworden, das, was wir als Kirche wollen und tun,

in dieser Zeit hinein glaubhaft rüberzubringen, um sich darzustellen,

dass Menschen sich so hingezogen und angesprochen fühlen, zu sagen,

ja, dafür brenne ich, dafür lasse ich mich begeistern.

Und wir haben es jetzt auch bei der Evangelisation letzte Woche wieder gemerkt,

es war jetzt niemand, der da

gekommen wäre und sagt, also ich möchte gerne glauben, wie mache ich das?

Oder es gab keinen Menschen, der da war, der irgendwelche Glaubensgespräche

in dem Sinne von Weiterführung oder so gewollt hätte.

Obwohl die Anregung und das, was da gesagt wurde, schon auch in die Richtung

ging, dass man hätte da auch anknüpfen können mit seinem eigenen Denken und

seiner eigenen Situation.

Ja, und das ist irgendwie schade, dass wir in so einer Konsumhaltung sind,

also im schlechten Sinne des Wortes Konsumgesellschaft,

dass wir allgemein, ich gehöre auch zu dieser Gesellschaft,

dass wir gerne uns zurücklehnen und genießen, beziehungsweise die Dinge so annehmen,

wie sie uns dargeboten werden und möglichst wenig mich selber dazu mit einbringen muss.

Und wenn ich mich einbringe, dann merke ich, aha, das ist eine besondere Erfüllung,

deswegen bringe ich mich erst recht ein.

Das ist gewissermaßen eine übersteigerte Form des Konsums.

Dass man sich selber auch noch Teil wird und anderen was bietet,

dann ist man sozusagen der noch bessere Konsument.

Also so wie, das klingt vielleicht ein bisschen böse, wie ein Vertreter,

der sagt, ich kaufe nicht nur ein bestimmtes Produkt, sondern ich mache sogar

noch Werbung für das Produkt.

Romy 1:01:21

Aber wenn ich sozusagen in die

Kirche eintrete und Werbung für die Kirche mache, dann ist das doch super.

Daniel 1:01:30

Das ist eigentlich nicht, also ich muss nicht Werbung für die Kirche machen.

Romy 1:01:35

Nein, aber für den Glauben und das, was da passiert. Also die Kirche ist ja

viel mehr als nur der Gottesdienst.

Daniel 1:01:39

Naja, es ist eine Frage der Begeisterung, glaube ich. Und zwar einer authentischen,

glaubhaften Begeisterung.

Also wenn Menschen, andere Menschen einem abspüren, dass einer,

der an Jesus Christus glaubt, sein Leben anders im Griff hat,

dass er glücklicher ist oder dass er mit Problemen besser zurechtkommt,

dann ist das, glaube ich, attraktiv für andere.

Das kriege ich immer wieder mit, dass sie sagen, ja, so einen Glauben hätte ich auch gern.

Aber wie du vorhin sagst, dann kannst du mir das Stück abgeben von Sanftmut oder so.

Das ist dann attraktiv. Aber wenn ich jetzt nur einer bestimmten Glaubensrichtung

folge und dann sagt der andere, na gut, ich folge einer anderen Glaubensrichtung,

ist mir doch egal, was der glaubt.

Und das ist auch nicht, wir leben nicht in dem Zeitalter, dass man andere irgendwie

von irgendeiner tollen Idee, Meinung, Weltanschauung, was auch immer, überzeugen kann.

Romy 1:02:31

Nee, ich glaube nicht, dass es um diese, also ich glaube nicht,

dass es um die Ãœberzeugung geht, sondern wenn ich begeisterter,

also begeisterter, jetzt ist es vielleicht blöd, aber ich bin Christ aus,

aus Ãœberzeugung darf ich ja dann auch wieder nicht sagen, aber ich bin Christ, weil,

okay, gesetzt den Fall, ich bin Christ aus Ãœberzeugung, ich glaube,

das ist für mich das höchste, das ist das höchste Gut.

Und dann gehe ich in die Welt und sage das den anderen und teile das,

dann ist es doch eine Art von Werbung.

Daniel 1:02:58

Ja, okay. Das kann man so sehen.

Romy 1:03:01

Und das hat nichts damit zu tun, dass ich das verkaufen will,

sondern halt einfach, dass ich meine Erfahrungen teile.

Es ist wie dieses Missionieren, aber ohne wirklich dem anderen das Geld aus

der Tasche ziehen zu wollen oder ihn binden zu wollen oder die Bibel auf den

Kopf, sondern einfach nur,

Mensch, ich finde das ist toll und guck es dir doch mal an.

Daniel 1:03:22

Ja, aber ich glaube, dass unsere christliche Gemeinschaft, also zumindest was

wir hier in Klitten und Nordenboxberg erleben, für viele Außenstehende,

auch gerade für Jüngere, nicht attraktiv ist.

Also ich glaube nicht, dass sie sich da zugezogen fühlen und sagen,

naja, da kann ich mich irgendwie nicht einbringen oder nicht wohlfühlen.

Das ist nichts für mich.

Romy 1:03:47

Weil es zu wenig Alkohol gibt?

Daniel 1:03:49

Nee, nee, nee, das ist nicht der Grund. Ach, auch gut zu wissen.

Ja, weil natürlich, also zum Beispiel, wenn mehr junge Leute da wären,

würden natürlich noch andere junge Leute zu den jungen Leuten dazugehen.

Aber wenn ein junger Mensch oder zwei junge Menschen in eine Gruppe von überwiegend

älteren Menschen kommen, die ganz andere Themen haben, die einen ganz anderen

Lebenshintergrund haben, dann sagen die, na, ich fühle mich jetzt ein bisschen fehl am Platz hier.

Ich gehe mal lieber zu den anderen jungen Leuten. Und das scheint irgendwie

so, ja, es gibt halt einen Sog in die eine und die andere Richtung.

Es gibt ja Gemeinden, freie Gemeinden zum Beispiel oder auch,

es gibt auch andere Gemeinden, die nicht, also landeskirchlich oder römisch-katholisch

oder was für immer, die sehr starke Jugendarbeit haben oder auch junge Familien haben.

Und wenn da schon einige sind, dann ist das attraktiv für andere auch dazuzugehen.

Die ziehen sich dann gegenseitig.

Und das wünsche ich mir, dass es hier so einen Neuaufbruch geben kann.

Ich freue mich sehr, dass jetzt einige junge Familien da sind,

zum Teil zurückgekommen sind oder sich neu eingelassen haben auf Klitten und

die auch noch zur Gemeinde gehören und die auch, denke ich, was wollen und auch

wirklich was bewegen könnten.

Ich würde mich freuen, wenn sie nächstes Jahr auch die Mehrheit des Gemeindekirchenrates

stellen und da auch ihre Ideen mit einbringen und wenn es da auch Veränderungen gibt.

Wir haben nächstes Jahr Wahlen und sind jetzt dabei, Kandidaten zu suchen,

wer sich sozusagen mit in die Verantwortung nehmen lässt.

Romy 1:05:26

Okay, das steht auch im Amtsblatt bzw. im Gemeindebrief.

Daniel 1:05:30

Noch nicht, wird jetzt aber demnächst reinkommen, genau.

Romy 1:05:34

Ach schön. Darf ich dir nochmal eine private Frage stellen?

Daniel 1:05:38

Alles private Fragen, ja.

Romy 1:05:40

Ach na ja. Alles öffentliche.

Ihr habt zwei Kinder, die aber nicht euer Fleisch und Blut sind.

Wie geht man als Pfarrer, also wie geht man erstmal als Mensch damit um,

dass das sozusagen nicht funktioniert hat?

Und wie geht man dann als Pfarrer nochmal damit um, dass Gott sozusagen das nicht funktioniert?

Also dass es nicht gottgewollt war.

Daniel 1:06:07

Also es ist gottgewollt, dass wir jetzt zwei wunderbare Kinder haben dürfen.

Und zu diesem Weg wären wir nicht gekommen, hätten wir auf andere Weise Kinder

oder hätten wir diese nicht angenommen.

Und natürlich ist es gerade auch von der Bibel her immer wieder ein Beispiel

für Glaubensprüfung, wenn Frauen keine Kinder bekommen können.

Wenn ein Paar keine Kinder hat.

Und gerade auch als Christen fragen wir uns, was will Gott uns damit zeigen und sagen.

Aber wir sind ja auch nicht aus der Welt und geht ja vielen anderen auch so,

die keine Christen sind, dass die Kinder keine Kinder bekommen, keine leiblichen.

Und auf der anderen Seite gibt es ja so viele Kinder, die keine Eltern haben

oder die Eltern nicht in der Lage sind, die Kinder groß zu ziehen.

Die Not ist da auf beiden Seiten sehr groß. Ich denke, das ist auch eine wunderbare

Aufgabe und eine Möglichkeit,

wie man ein bisschen die beiden Nöte zusammenbringen kann,

dass sich kinderlose Paare Kindern annehmen, die keine Eltern haben oder nicht

die Eltern, die sie großziehen können und so eine neue Familie bilden.

Und im Übrigen, so ist ja unser Verständnis als Christen, dass wir ja auch nicht

als Christen geboren werden, sondern wir werden von Gott adoptiert.

Wir werden von Gott angenommen. Und das ist Ausdruck seiner Liebe.

Und so sind wir zur Familie Gottes geworden.

Zur Familie Gottes, die kommen durch die Taufe. Und warum sollte nicht eine

natürliche Familie genauso auch entstehen durch Annahme, durch Liebe, durch Adoption?

Das ist für mich ein schönes Beispiel für den Glauben.

Mario 1:08:09

An dieser Stelle haben wir ein paar Minuten aus dem Podcast herausgeschnitten.

Deshalb seid nicht verwirkt, dass die nächste Frage nicht direkt anschließt.

Trotzdem viel Spaß weiterhin mit dem Podcast.

Romy 1:08:26

Es gab ja, glaube ich, mal politisch diese Anregung eines Elternführerscheins.

Generell, würdest du das befürworten?

Daniel 1:08:34

Ja, würde ich befürworten.

Romy 1:08:36

Warum?

Daniel 1:08:36

Also bei solchen Sachen ist natürlich immer die Frage, was es am Ende wirklich

bringt. Es gibt auch Verkehrsraudis, obwohl sie eine Fahrschule besucht haben.

Aber eine gewisse Hürde und dass man wenigstens mal die Regeln,

oder was heißt Regeln, bei der Erziehung gibt es ja nicht die Verkehrsschilder, analogen Zeichen.

Aber dass man erstmal ein bisschen

mitkriegt, worum es geht und welche Verantwortung und wie auch immer.

Insofern das von Eltern auf Kinder nicht in guter Weise weitergegeben wird,

wäre es nicht schlecht, wenn es sozusagen von amtlicher Seite organisiert weitergegeben

würde. Das halte ich schon für eine sinnvolle Sache.

Aber mit allen Dingen, die verordnet sind und dann noch staatlich gefordert

sind, würde wahrscheinlich die Sache eher nach hinten losgehen.

Und deshalb würde ich das nicht anregen, obwohl ich es gut finde.

Romy 1:09:32

Aber glaubst du nicht, dass alle Eltern, egal wie sie mit ihren Kindern umgehen,

im Grunde ihres Herzens nur das Beste für ihre Kinder wollen?

Daniel 1:09:41

Ja, aber es ist nicht unbedingt immer das Beste für das Kind.

Das ist leider so. Wollen, also das würde ich allen unterstellen,

dass alle Eltern das Beste für ihr Kind wollen.

Aber ob sie es wirklich geben können, das ist nochmal eine ganz andere Sache.

Romy 1:09:55

Und die Art der Umsetzung.

Daniel 1:09:57

Ja.

Romy 1:09:59

Wenn du mit der Seelsorge oder wenn du mit den Menschen im Gespräch bist,

in diesen Seelsorgegesprächen, ist auch das ein Thema?

Weil gerade nach dem Krieg waren ja viele elternlose Kinder und dann gab es

ja auch diese Kriegsverschickungen irgendwann mal vom Westen in den Osten und

wahrscheinlich auch andersrum. Hallo. Hallo.

Also ist das auch ein Thema in den Gesprächen oder kommt das gar nicht vor?

Daniel 1:10:22

Ja, kommt schon vor, aber es ist eher selten bei uns hier.

Also die meisten Familienverbände sind wenigstens so aufgestellt,

dass die Kinder in der Regel bei ihrer Mutter auch groß geworden sind.

Und das ist da keine... Aber wir kennen auch einige andere Fälle.

Romy 1:10:38

Diese Fälle, die dir das erzählen, wie wirkt das in die Familien und in ihr Leben rein?

Daniel 1:10:44

Ja, das ist auch sehr unterschiedlich. Also ich kann jetzt nicht pauschal sagen,

das sind ja alles Verletzungen, Traumata, die...

In der Vergangenheit wenig bearbeitet und wenig besprochen worden sind.

Und die Traumaufolgeschäden, die wirken sich auch gesellschaftlich sehr aus.

Deswegen haben wir zum Beispiel dieses Jahr zwei Gemeindeseminare gehabt zum.

Thema Alte und Jung, miteinander oder gegeneinander.

Und da ging es genau um solche Fragen.

Was habe ich selber erlebt? Was habe ich selber geerbt? Also als Mitgegebenes von meinen Eltern.

Und was gebe ich davon ganz selbstverständlich und hinterfragt meinen Kindern

weiter und wo eng ich sie dadurch ein oder wo gebe ich auch meine eigene Verletzung den Kindern weiter.

Und das zu erkennen ist der erste Schritt und das aber zu bearbeiten und sich

auch heilen zu lassen oder sich wirklich auch Hilfe geholfen zu bekommen,

auch da, das ist meiner Meinung nach ein Thema, was zu wenig bearbeitet wurde

in den letzten Jahrzehnten.

Und da bin ich sehr froh, dass das manche erkannt haben, manche die davon gehört

haben, dass es so ein Seminar gibt und wir hatten mehr Anfragen als wir Plätze hatten.

Ja und es hat jedenfalls etwas Positives bewirkt bei all den Teilnehmern, die da waren.

Es hat auch was gemacht mit der eigenen Seele, mit den eigenen Verletzungen

umzugehen und auch erstmal zu verstehen,

dass es nicht immer alles normal ist, wie ich selber behandelt worden bin,

was ich erlebt habe und wie ich dann das weitergegeben habe.

Also normal in der Situation schon, aber die Situation war nicht immer die richtige

oder gute, dass es dann reibungslos gegangen wäre.

Romy 1:12:43

Wo gibt es denn jetzt Hilfe für Menschen, die ein Trauma erlebt haben oder sich

mit dieser Thematik mal beschäftigen möchten?

Daniel 1:12:50

Die können sich zum Beispiel an uns wenden.

Wenn es ein riesen Ansturm wäre, wäre das natürlich nicht bewältigbar.

Wir würden die Menschen dann auch weiterleiten und weiter an andere Hilfen verweisen.

Aber es gibt tatsächlich zu wenig Menschen, die das bearbeiten, die das im Blick nehmen.

Und es gibt zurzeit eine Schulungsinitiative im Landkreis, um mehr Menschen

zu befähigen, also traumasensibel mit Menschen, die da auch ihre Not erkennen, umzugehen.

Eben weil es zu wenig gibt, die sich damit auskennen, die dafür sensibilisiert

sind und da auch Hilfe zu geben.

Romy 1:13:30

Okay, also kann man sie erstmal an dich wenden?

Daniel 1:13:32

Ja, oder an meine Frau, genau.

Romy 1:13:34

Oder an deine Frau, genau. Und dann weitersehen, okay.

Hm. Und warum glaubst du, dass diese Leute oder dass die Leute sich zu wenig

mit der Thematik auseinandersetzen?

Daniel 1:13:45

Es war ein gewisses Tabuthema auch. Also ich höre immer wieder auch von Eltern,

die sagen, das war einfach so.

Romy 1:13:51

Das war so.

Daniel 1:13:51

Man musste es hinnehmen. Man musste die schreckliche Katastrophe des Zweiten

Weltkriegs und des Zusammenbruchs einfach hinnehmen.

Gerade hier in Klitten waren die Straßen gesät von Toten und die Alten haben

das gesehen, als sie dann von der Flucht zurückkamen.

Dann lagen hier so viele Menschen auf den Feldern und das macht natürlich was

mit den Seelen und sowas vergisst man nicht. oder viele andere schwere Dinge,

die die Menschen erleben mussten.

Und die haben dann auch keine Hilfe bekommen, weil man war damals auch in der

Psychologie noch nicht so weit.

Und von Traumatherapien und sowas, das kannte man nicht. Davon hat man noch nicht gesprochen.

Das kommt jetzt erst in den letzten 20, 30 Jahren ist das starke geworden in den Blick gekommen.

Romy 1:14:43

Ich glaube, um die 2000 haben die Psychologen das erste Mal dieses Thema in den Blick genommen.

Und die Sabine Bode hat, glaube ich, da ein Buch dazu geschrieben, Kriegsenkel.

Da gibt es, glaube ich, drei Bände von, wo sie tatsächlich dieses Thema in den

Blick nimmt, dass die Kinder, die im Krieg geboren sind und dann ihre Kinder

und dann sozusagen wir jetzt als Enkel,

was diese ganzen Geschehnisse mit uns machen.

Daniel 1:15:07

Ja, dazu kam noch Flucht und Vertreibung, was nochmal ein eigenes Traumathema

ist und dann DDR-Geschichte, war ja auch nicht gerade konfliktfrei.

Romy 1:15:19

Also schon ganz schön schwer hier in der Region, oder?

Daniel 1:15:22

Ja, es ist eine stark belastete Region, auch durch den Tagebau.

Das waren ja dann später weitere Traumata, dass Menschen ihre Höfe,

ihre Häuser verloren haben, weil sie umgesiedelt wurden und auch Menschen,

die hier einfach gelebt haben.

Mir erzählen manche von den älteren Klittnern, dass der Schnee,

kurz nachdem der hier gefallen war, war der schon braun.

Romy 1:15:43

Ja, der war schwarz, ja das stimmt.

Daniel 1:15:46

Oder dass sie ihre Wäsche draußen nicht aufhängen konnten, weil sie manchmal

nachher dreikiger war als aus der Waschmaschine raus.

Das kennst du vielleicht auch noch.

Romy 1:15:54

Das kenne ich auch noch, ja.

Daniel 1:15:56

Ja, das habe ich Gott sei Dank nicht erlebt, auch wenn ich bin ja erst in Bautzen

und dann in Görlitz groß geworden, auch dort natürlich den DDR-Dreck und Gestank auch erlebt habe.

Romy 1:16:07

Und ich das.

Daniel 1:16:08

Nicht mehr möchte.

Romy 1:16:12

Wie kriegt man denn Leichtigkeit in eine Region, die so schwermütig ist?

Daniel 1:16:16

Ja, zum Beispiel der erste Schritt ist diese Aufarbeitung dieser schweren Themen.

Also dass diese auch angesprochen werden, auch diese persönlichen,

also persönlich, das eigene Leid, die eigene Not, was Menschen erlebt haben,

dass das auch irgendwo mal angesprochen werden darf.

Und das erlebe ich ja, seitdem wir hier sind und in allen möglichen Seelsorgesprächen,

dass die Leute mir aus ihrem Leben erzählen, aus ihrer Vergangenheit und das

viele Schwere, was sie erlebt und erlitten hatten,

da auch zur Sprache kommen. Das ist meiner Meinung nach ein erster Schritt.

Aber ich kenne auch viele, die das nicht sagen,

sich nicht eingestehen, dass das problematisch war, die da einfach hart gegen

sich selbst geworden sind und sein mussten, um das überhaupt ertragen oder damit leben zu können.

Romy 1:17:07

Aber kann man denn in dieser Gesellschaft, die so auf Leistung orientiert ist,

tatsächlich sich diese Schwäche leisten, sich mit seiner Vergangenheit zu beschäftigen

und sich vielleicht mal rauszunehmen für ein halbes Jahr oder ein Jahr,

um diese Themen aufzuarbeiten?

Daniel 1:17:20

Naja, wenn man sich das nicht leistet, dann muss man mit anderen Konsequenzen

rechnen, die meiner Meinung nach viel teurer sind.

Also mit psychischen Erkrankungen, mit körperlichen Erkrankungen umzugehen,

die manchmal eben auch genau daran ihre Ursache, dass Menschen die Dinge,

die so im Argen liegen, einfach in sich hineingefressen haben.

Und es bleibt alles nicht ohne Folgen.

Romy 1:17:45

Also ist das unabhängig von der Region eigentlich ein gesellschaftliches Thema?

Daniel 1:17:49

Ja, es gibt Regionen, in denen das weniger ein Thema ist.

Romy 1:17:54

Die Aufarbeitung?

Daniel 1:17:55

Achso, die Aufarbeitung.

Romy 1:17:56

Ja, oder meinst du Krankheit?

Daniel 1:17:58

Naja, wenn Menschen weniger belastet sind, brauchen sie natürlich weniger Aufarbeitung.

Romy 1:18:04

Ja, das ist klar.

Daniel 1:18:05

Und das ist eben möglicherweise hier besonders stark in Westschlesien,

dass Menschen immer wieder auch so viel genommen wurde und sie so viel Entbehrung

auch hinnehmen mussten.

Es war in anderen Regionen weniger und es gab andere Regionen,

da war es vielleicht sogar noch schlimmer als hier.

Romy 1:18:25

Und wenn du in deinem täglichen Ablauf und in deiner Funktion,

in deinem Amt als Pfarrer mit diesen vielen Geschichten konfrontiert wirst,

was hast du denn dann als Schutzschild um dich rum, damit dich das nicht runterzieht?

Weil ich stelle mir das sehr, sehr schwer Ja, und auch anstrengend vor,

diese Geschichten zu hören.

Und das muss man doch irgendwie abschütteln.

Daniel 1:18:49

Oder?

Romy 1:18:50

Ohne, dass es einen Zeit lässt.

Daniel 1:18:51

Ja, ganz klar, der Lobpreis Gottes. Das ist sozusagen meine Stärke, meine Hilfe.

Dass ich mich daran freuen darf, was Gott an mir tut und getan hat.

Und dass ich ihn loben darf. Das ist was Wunderbares.

Romy 1:19:05

Und ihr hattet noch nicht das Gefühl, hier weggehen zu müssen, weil es zu viel ist?

Daniel 1:19:11

Nein, weggehen zu müssen, weil es zu viel ist, eigentlich nicht.

Also ich weiß auch nicht, in welcher Region oder wo es wirklich weniger wäre.

Ich glaube, als Fahrer hat man überall genug zu tun.

Aber wir haben schon auch den Eindruck, dass es der Gemeinde auch gut hätte,

wenn es auch mal einen Wechsel gäbe. Also es gibt sicherlich auch Menschen,

die mit mir oder mit uns nicht so gut zurechtkommen.

Es ist halt jeder Mensch erreicht, immer nur bestimmte.

Und ich habe jetzt mal vor einer Weile mal mehr so die Liste der Pfarrerschaft seit der Reformation.

Das war genau, das war unsere 800-Jahr-Feier in Klitten.

Da habe ich mir nochmal angeguckt, wie viele Pfarrer inzwischen schon in Klitten

waren und wie lange die da waren. und da musste ich mit Erstaunen feststellen,

dass ich der drittlängste des gesamten letzten Jahrhunderts bin.

Und die anderen beiden kann ich rein biologisch schon gar nicht mehr einholen.

Und das ist auch nicht mein Ehrgeiz, jetzt der längste Pfarrer in Klitten gewesen

zu sein, zwei Jahrhunderten.

Nein, aber ich denke, wir sind erwachsen geworden hier mit der Gemeinde und 18 Jahre.

Und nächstes Jahr sind Kirchenratswahlen und da denke ich, dass es da auch einen

Generationswechsel geben muss und vielleicht wäre es auch gut,

wenn jemand anderes da dann den Vorsitz zum Kirchenrat auch übernimmt und hier Pfarrer wäre.

Romy 1:20:40

Aber nicht weil du Kirchenmüde oder Pfarrermüde bist, sondern einfach,

weil wirklich aus dir herausspricht, es braucht eine Veränderung.

Das ist auch interessant. Also, dass jemand freiwillig sagt,

ich würde meinen Posten räumen im Sinne der Gemeinschaft oder für die Gemeinschaft,

weil ich sehe, dass es das braucht.

Das ist, also ich habe das Gefühl, dass das sehr selten ist,

nur mal ganz kurz nach die große Politik sich anzuschauen, aber wir kommen wieder

zurück, auch in Unternehmen oder in Vereinen, wo wirklich Menschen an diesen

Positionen festhalten und dann bist du sozusagen ein gutes Beispiel.

Daniel 1:21:19

Es gibt auch einen zu kurz. Also das will ich auch gleich sagen.

Also wenn, ich freue mich zum Beispiel jetzt, dass unsere neuen Konfirmanden,

einen Teil von denen habe ich selber getauft.

Und das ist natürlich schon auch schön, die Kinder oder die Jugendlichen so

eine ganze Zeit begleitet zu haben.

Und natürlich ist es auch schön, wenn man sagt, ja, die will ich auch noch verheiraten.

Aber ja, irgendwann bin ich sozusagen in deren Augen dann der Opa oder der immer

da war und wir haben dann keinen ja, es ist nicht so, dass wir dann keinen anderen

Fahrer kennengelernt haben, aber,

vielleicht ist, sag ich mal, eine andere Denke oder ein frischer Wind oder so

vielleicht auch mal gut und mit den Erfahrungen, die wir hier gesammelt haben,

würde ich auch gerne woanders auch nochmal was mit Beisteuern beibringen,

auch wenn es uns wirklich gut geht hier und wir haben nichts auszustehen.

Wir würden nicht aus einer Not herausgehen, sondern einfach nochmal was anderes zu sehen.

Dann irgendwann habe ich vielleicht auch nicht mehr die Kraft,

nochmal anders zu gehen.

Und ich kann mich sehr gut daran erinnern, dass Pfarrer Gnüchtel in Uist,

der hatte mir schon von Anfang an, als wir 2007 kam, gesagt und Bruder Jörner,

denken Sie daran, wechseln Sie rechtzeitig, gehen Sie rechtzeitig mal woanders hin.

Sonst geht es ihnen wie mir, dass ich bis zur Rente hier bleibe.

Und das habe ich nicht vergessen, diese eindrückliche Warnung.

Und es ist tatsächlich bequemer, da zu bleiben, als woanders hinzugehen. Das ist, glaube ich, so.

Romy 1:22:51

Ja.

Daniel 1:22:52

Und wir sind ja auch Menschen, die sich gerne irgendwo einrichten.

Dann fällt es auch schwer, gewohnt es aufzugehen.

Romy 1:23:00

Ja. Dieses Loslassen dann?

Daniel 1:23:02

Ja. Aber es ist manchmal nötig, auch loszulassen. Das erleben wir ja bei jeder Stabelbegleitung.

Dass das Menschen einerseits schwerfällt und die, die gut loslassen können,

auch mit dem Verlust eines geliebten Menschen besser umgehen können.

Ja, aber es ist, glaube ich, auch eine Übungssache und es ist natürlich anstrengend,

sich auf eine Veränderung einzulassen.

Was man hat, das weiß man. Was da kommt, weiß man nicht.

Romy 1:23:29

Ja, das stimmt. Ich bin Ihnen sehr, sehr dankbar, dass Sie meine Großeltern begleitet haben.

Und mein Opa hatte ja nicht die besten Gespräche mit ihm, wenn ich mich daran zurückerinnere.

Ach, da gibt es eine schlappige Gespräche, die ich mit Menschen erlebt habe.

Und es war tatsächlich für beide, obwohl sie nicht mal in die Kirche gegangen

sind, irgendwie befreiend und auch ermutigend, als sie dann nochmal nach Hause gekommen sind.

Also das war auch für mich sehr, sehr hilfreich und eine Erleichterung,

also das zu sehen, was bei meinen Großeltern passiert, aber auch für mich zu

wissen, dass ich nicht alleine bin. Ja.

Daniel 1:24:11

Ach, schön.

Romy 1:24:12

Wie oft werden sie denn gerufen, so wenn Menschen gehen?

Daniel 1:24:16

In letzter Zeit erstaunlicherweise seltener. Gut, es liegt vielleicht auch daran,

dass jetzt weniger Beerdigungen waren, was auch schön ist.

Sag ich mal.

Aber es war, die ersten Jahre war das deutlich mehr und wir merken da auch tatsächlich

auch ein Wandel in der Gesellschaft.

Weniger Leute in der Kirche, weniger Verbindungen zum Pfarrer oder auch zu den

traditionellen Dingen.

Also wie nochmal ein Abendmahl, bevor man stirbt oder eine Aussegnung und so.

Viele Menschen kennen das nicht.

Ich habe das auch versucht, die letzten Jahre wieder neu ins Bewusstsein zu

bringen und wieder zu kultivieren. Dann hat sich das ein bisschen rumgesprochen.

Und wenn dann aber eine Beile keine Beerdigung sind im Umkreis,

dann haben das die Menschen wieder vergessen.

Und ja, es wird viele sterben auch im Krankenhaus, wo ich dann manchmal auch nicht gerufen werde.

Das ist ja auch im Krankheitsfall.

Das ist manchmal gar nicht so einfach zu wissen.

Nur wenn ich vom Hörensagen gehört, weiß, dass jemand krank ist,

der mich aber nicht selbst gerufen hat.

Eine Zeit lang bin ich grundsätzlich immer hingegangen, wenn ich es gehört habe.

Inzwischen bin ich etwas vorsichtiger geworden, weil das auch schon manchmal

nicht gewollt war, dass ich das kam.

Und was ich eigentlich nicht verstehen kann, dass man nicht will,

dass der Fahrer kommt, aber muss das auch respektieren.

Romy 1:25:40

Vielleicht, weil das dann die Verbindung zum Abschied war oder als Verbindung

zum Abschied wahrgenommen wird?

Daniel 1:25:47

Das ist ja nicht unbedingt so. Also ein Besuch ermutigt ja eher zum Leben.

Also das habe ich auch oft erlebt.

Nachdem ich Menschen auch besucht habe, dann haben die noch eine ganze Weile weitergelebt.

Also dass der Besuch des Pfarrers nicht unbedingt immer gleich mit dem Tod in

Verbindung gebracht hat.

Ja, Romy, was möchtest du denn noch wissen?

Romy 1:26:08

Ich überlege gerade, irgendwie sind wir die Fragen ausgegangen.

Da war da noch so viel nachschwingend irgendwie.

Da waren so viele Sachen drin, wo ich wahrscheinlich dann morgen noch mit meinem

Partner drüber schwimmen.

Mensch, stell dir mal vor, da habe ich noch gar nicht dran gedacht.

Das muss ich jetzt aus einer ganz anderen Perspektive betrachten.

Ja, das schwingt so mit. Aber in jedem Gespräch, was wir führen,

gehe ich da immer raus und denke, Ich denke, Mann, ey, jetzt haben wir so viel

geredet und das hängt einfach nach, aber im positiven Sinne.

Daniel 1:26:38

Ja, ist doch schön.

Romy 1:26:39

Tatsächlich, ja. Aber vielleicht möchtest du ja noch irgendwas erzählen,

ohne dass ich eine Frage gestellt habe, sondern das,

was du den Leuten mitgeben willst oder was vielleicht dir auch auf der Seele

brennt in Bezug auf… Als Weihnachtsbotschaft des Passos?

Nein, du, vollkommen frei.

Nein, aber in Bezug auf Klitten oder die Großgemeinde, Menschen allgemein,

also ich weiß ja nicht, vielleicht ist dir jetzt auch was eingekommen,

unabhängig von meinen Fragen.

Daniel 1:27:08

Ja, also was mir ganz wichtig ist und ich auch immer wieder gepredigt habe und

predige, dass wir Menschen miteinander barmherzig umgehen müssen und sollen.

Und es scheint immer noch nicht viel besser zu sein als vor fast 18 Jahren dass wir immer noch so.

Unbarmherzig sind, dass wir so viel voneinander fordern, so viel voneinander

erwarten und wenn der eine da doch nicht so richtig unter einen Fehler gemacht

hat, dann wird dann so drauf rumgehackt oder gesagt, naja kann man im Standes

erwarten, der macht das immer so,

einfach auch den anderen immer wieder eine neue Chance zu geben,

und barmherzig zu sein im Sinne von Fehlerfreundlichkeit.

Also das liegt mir sehr am Herzen, dass wir so einen Umgang miteinander pflegen,

dass auch im Blick auf die Ansichten oder Einsichten und Erkenntnisse, die andere haben,

dass ich dann selber auch sage, ich kann es nicht besser wissen oder der ist

so und ich bin aber trotzdem auf seiner Seite und bin barmherzig mit ihm und

verurteile ihn nicht und sage nicht, ach, der liegt da völlig falsch oder was

der erzählt oder hat er keine Ahnung.

So, was höre ich so oft und das macht mich einfach traurig, dass Menschen über

andere Menschen so schlecht urteilen und überhaupt urteilen.

Barmherzig miteinander umzugehen. Und ich glaube, da würde sich zum Positiven

vieles in unseren Dörfern, in unseren Gemeinden ändern,

wenn wir eine offene, ehrliche Barmherzigkeit, nicht eine vorgespielt,

dass man sagt, wir reden einfach nicht mehr schlecht in der Öffentlichkeit über

jemanden, sondern bloß auch geheim.

Das hilft ja auch niemandem, sondern wirklich ehrlich, barmherziger zu werden.

Romy 1:28:50

Meinst du, die Stimmung würde sich ändern, wirklich? Also meinst du,

das wäre spürbar, also greifbar, dieses?

Daniel 1:28:59

Was daraus folgt, weiß ich nicht. Aber ich glaube nicht, dass es was zum Schlecht sein würde.

Ich könnte mir schon vorstellen, dass es ein Segen ausstrahlt auf andere und auch nach außen.

Ich habe es immer wieder mitbekommen und bewundert auch, dass von der Glittner

Gemeinde, sowohl von der altutterischen wie auch von der evangelischen,

so viel Segen auch ausgegangen ist.

So viele Menschen, die hier groß geworden sind, die hier geprägt waren,

woanders hingegangen sind und dort mit sich engagiert haben in den Gemeinden

und dort mit Gemeinde gebaut haben, das, was sie hier mitbekommen haben, gelernt haben.

Das finde ich beispielgebend.

Und es macht mich immer traurig, wenn Menschen, die vielleicht hier aktiv waren,

dann vielleicht in die Stadt oder sonst wohin gezogen sind und dann plötzlich

Kirche vergessen. Jetzt gäbe es dort keine Christen.

Dabei ist gerade eine christliche Gemeinschaft auch immer ein schöner Anhaltspunkt,

wenn man irgendwo neu hinkommt,

dass man da erstmal eine Gemeinschaft vorfindet, die eigentlich von ihrem Bekenntnis

her barmherzig sein müsste.

Das heißt also auch die Fremden unter sich zulassen muss und annehmen muss.

Und so geht es mir selber auch. Ich bin gerne auf Reisen und besuche auch gerne Gemeinden woanders.

Und da ist es immer schön, wenn man sozusagen einen Ort hat oder eine Gemeinschaft

vorfindet, an die man andocken kann und man weiß, das sind Christenmenschen dort.

Da habe ich nichts Schlechtes zu befürchten.

Romy 1:30:31

Was ist denn dein Lieblingsort in Klitten, dein Lieblingsplatz?

Daniel 1:30:36

Bei uns im Pfarrgarten, muss ich sagen. beziehungsweise noch schöner auf unserem

kleinen Balkon am Pfarrhaus.

Das finde ich wunderbar. Als wir nach Letten gekommen sind, haben wir das bei

uns dahin gebaut und ich freue mich immer noch daran, dass wir das da haben.

Wenn wir als Familie da miteinander frühstücken im Sommer oder zu Abend essen,

das ist ein schöner Platz.

Wir haben da auch gerne Gäste und Besuch.

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Comments
Oldest
Newest Most Voted
Inline Feedbacks
View all comments
0
Would love your thoughts, please comment.x
Nach oben scrollen